nd-aktuell.de / 19.03.2021 / Politik / Seite 8

Konkurrentin

Bei den Wahlen in den Niederlanden legte Sigrid Kaag mit ihrer sozial-liberalen Partei D66 deutlich zu

Peter Steiniger

Bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden am Mittwoch hatte die konservativ-liberale Volkspartei von Ministerpräsident Mark Rutte zwar wieder die Nase vorn, doch die Gewichte haben sich deutlich verschoben. Das liegt vor allem an Sigrid Kaag, die ihre sozial-liberale Partei D66 überraschend auf den zweiten Platz führte. Die 59-jährige Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit hat nun beim kommenden Koalitionspoker mit »Teflon-Mark« ein starkes Blatt in der Hand.

Auf der politischen Bühne ihres Landes spielt Kaag erst seit wenigen Jahren eine Rolle. 1961 in Rijswijk in Südholland als Tochter eines Musikers und einer Lehrerin geboren und in Zeist in der Provinz Utrecht aufgewachsen, belegte Kaag zunächst Arabistik ohne Abschluss in Leiden, bevor sie 1985 an der nach US-Vorbildern ausgerichteten American University in Kairo den Orient studierte. Zwei Jahre darauf machte Kaag an der Universität Oxford einen Master auf dem Gebiet Internationale Beziehungen und 1988 erwarb sie denselben Grad im englischen Exeter. Im selben Jahr stieg sie in London als Analystin beim britisch-niederländischen Öl- und Gas-Multi Shell ein.

Mit dieser Referenz wechselte Kaag 1990 nach Den Haag in die Abteilung Politische UN-Angelegenheiten beim niederländischen Außenministerium. Es folgte eine lange Karriere als Funktionärin bei internationalen Organisationen: Von 1994 bis 1997 wirkte sie beim UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten in Jerusalem, auch in Genf, Khartum und Nairobi war Kaag in den folgenden Jahren für verschiedene Organisationen aus dem UN-Kosmos tätig, darunter UNICEF. 2013 wurde die Expertin Untergeneralsekretärin der Vereinten Nationen und mit Missionen betraut, die Frieden und Stabilität im Nahen Osten dienen. Am 26. Oktober 2017 wurde Sigrid Kaag schließlich Ministerin im dritten Kabinett Rutte. Für Kaags Karriere sicher nicht die Endstation.