Kaum gottgefällig

Personalie

Angetrieben durch Impfstoffe und rekordhohe Staatsverschuldung erleben die Finanzmärkte seit Monaten einen Höhenrausch. Doch auch die Abstürze sind heftig: Mal schießen plötzlich die Zinsen in die Höhe und nähren die Furcht vor einem Crash, dann wieder bringt eine Mini-Aktie wie die des Spielehändlers Gamestop Hedgefonds ins Wanken. Und nun kommt auch noch Bill Hwang: Der Investor hat diese Woche ein »Multimilliarden-Fiasko« (Bloomberg) hingelegt und einigen Banken Multimilliarden-Verluste beschert - ausnahmsweise kam die Deutsche Bank dieses Mal ungeschoren davon.

Hwang, der auf Ende 50 geschätzt wird, ist ein Pastorensohn, als junger Mann wanderte er von Südkorea in die USA aus und studierte Betriebswirtschaft. Dann stieg er in die Finanzbranche ein und machte dort Milliarden mit Asien-Deals - nicht immer ganz sauber. 2012 musste er gegenüber der US-Börsenaufsicht Insiderhandel eingestehen. Als Buße und Entschädigung für die Kläger zahlte er 44 Millionen Dollar - für Hwang dürfte das eher Kleingeld gewesen sein. Da er wegen seines Vergehens nicht mehr das Geld anderer Leute verwalten durfte, gründete Hwang anschließend seine Firma Archegos und verwaltete nur noch sein eigenes Geld. Und zwar mit hochriskanten Wetten, für die die Großbanken ihm viel Geld liehen. Einige dieser Wetten auf Aktien wie Viacom CBS oder Discovery platzten diese Woche, Hwang konnte den Banken die versprochenen Sicherheiten nicht liefern, die Banken warfen daraufhin Hwangs Aktien auf den Markt, die Kurse taumelten - und ein großer Teil seines Vermögens löste sich in Luft auf.

Wie hoch seine Verluste und die der Banken sein werden, ist noch offen. Sicher scheint aber zu sein, dass Hwang sein eigenes Ziel nicht erreicht hat. Denn das beschrieb der Pastorensohn vor einigen Jahren so: »Ich schaue, was ich tun kann und wo ich investieren kann, um Gott zu gefallen.« Kapitalismus und die Anlage in Unternehmen seien »lediglich ein Mittel, um die Menschheit voranzubringen«. Stephan Kaufmann

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