nd-aktuell.de / 15.04.2021 / Brandenburg / Seite 11

Sputnik V landet hier nicht

Innenminister Michael Stübgen stellt klar: »Ich plane derzeit keine Reise nach Moskau«

Wilfried Neiße, Potsdam

Jüngste Entwicklungen bei den Corona-Impfstoffen machen die Planung schwierig. Dennoch bleibe es bei dem Ziel, bis Ende September allen »impfwilligen« Brandenburgern ein Angebot zu unterbreiten, sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch bei einer gemeinsamen Sitzung des Innen- und des Gesundheitsausschusses im Landtag.

Um nicht einen zu großen zeitlichen Abstand zur Erstimpfung entstehen zu lassen, der die Impfwirkung zerstören könnte, konzentrieren sich die Impfzentren in Brandenburg in den kommenden Tagen vorrangig auf die zweite Impfung. Das ist auch deshalb nötig, weil nach wie vor die Menge der zu verimpfenden Dosen begrenzt ist. Bis Dienstag hatten 429 000 Einwohner des Bundeslandes die Erstimpfung erhalten und 144 000 auch schon die Zweitimpfung. In Brandenburg leben rund 2,5 Millionen Menschen.

»Es ist unglaublich, dass der Innenminister mal nebenbei im Ausschuss einen Impfstopp verkündet, ohne mitzuteilen, was das für bereits gebuchte Termine bedeutet und wie die Betroffenen informiert werden«, kritisiert die Abgeordnete Andrea Johlige (Linke). »Er hat nicht einmal deutlich gemacht, dass dies nur für die vom Land belieferten Einrichtungen gelten kann. Denn für die Hausarztpraxen, die vom Bund über die Apotheken mit Impfstoff versorgt werden, kann ein solcher Impfstopp gar nicht gelten, da das Land hier keinen Zugriff hat.«

Genau könne man nicht sagen, wie viele über 80-Jährige und wie viele über 70-Jährige inzwischen geimpft sind, erklärte Stübgen im Ausschuss. Weil inzwischen auch rund 1000 Hausarztpraxen die Impfbilanz mitbestimmten und die Hausärzte nicht zur Übermittlung dieser Information verpflichtet seien, könne man nur vermuten, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Brandenburger in dieser Altersgruppe geimpft sind.

Zu dem russischen Impfstoff Sputnik V - die Linke hatte gefordert, dass er in Brandenburg eingesetzt wird - sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), die vorliegenden Daten zu diesem Impfstoff würden nicht ausreichen, »um eine Zulassung zu begründen«. Gleichwohl gebe es schon mit Blick auf eine mögliche Freigabe von Sputnik V in der Europäischen Union eine vielfältige Interessenbekundung. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sei in der Sache aktiv geworden. Als »nicht zielführend« bezeichnete Nonnemacher, wenn sich Bürgermeister und Landräte jetzt mit dem Sputnik-Impfstoff eindecken wollten. Man könne nicht wissen, »ob Probleme kommen«. Innenminister Stübgen stellte klar: »Ich plane derzeit keine Reise nach Moskau.«

Mit der Impfung in brandenburgischen Pflegeeinrichtungen sei man »durch«, erläuterte Ministerin Nonnemacher. Dies zeige sich auch in der drastischen Verminderung der Infektionszahlen in den Pflegeheimen und auf den Pflegestationen. Bei den Ausnahmen könne es sich nur um Einzelfälle handeln. Weil es natürlich eine Fluktuation gebe und immer mal wieder neue Heimbewohner einziehen, müssten Hausärzte die Impfung der Nachziehenden übernehmen. Es sei wenig sinnvoll, für Einzelfälle erneut die mobilen Impfteams loszuschicken.

Der unerwartete Lieferstopp für den Impfstoff von Johnson & Johnson (J & J) zerschießt erneut die Planungen. Gravierend ist dies, weil gerade dieser Impfstoff schon mit einer einmaligen Impfung vor Corona schützt. Alle übrigen zugelassenen Impfstoffe müssen zweimal verabreicht werden, um ihre volle Schutzwirkung zu entfalten. Daher war geplant, die mobilen Impfteams mit 6700 J & J-Dosen auszustatten. Nun aber bekommen sie die Impfstoffe der Pharmafirmen Biontech und Moderna, die wiederum an anderer Stelle fehlen. »Wenn in den USA die Impfungen ausgesetzt werden, dann geschieht das auch in Europa«, sagte Nonnemacher.

Reichen alle Anstrengungen aus, um bis zum Frühherbst alle Brandenburger zu impfen, die geimpft werden möchten? Vor Wochen hieß es, man müsse 125 000 Menschen pro Woche impfen, um das zu erreichen. Innenminister Stübgen nannte nun die Zahl 155 000.

Niedergelassene Ärzte erhalten vorwiegend den Impfstoff der Firma Astra-Zeneca, der neuerdings nur an über 60-Jährige verabreicht werden darf.