nd-aktuell.de / 08.05.2021 / Wissen / Seite 24

Echt staatstragend

Denkspiel

Mike Mlynar

In diesem Jahr wird sicher noch manches passieren, und im Frühherbst ist auch noch Bundestagswahl. Zu der hat sich der Autor in einer Frage bereits entschieden. Für ihn dürfte der Wahlkampfslogan »Nehmt den Wessis das Kommando!« (Die Linke, Sachsen-Anhalt) kaum noch von Platz 1 zu verdrängen sein. Das soll keinesfalls bedeuten, dass man damit zwingend die Wahl gewinnt. Aber diese smarte Parole bringt eine innerdeutsche Crux genau auf den Punkt. Der Osten ist einerseits sozial-ökonomisch vom Westen weit abgehängt, andererseits auf seinen wirklichen Kommandostellen, also in Wirtschaft, Wissenschaft, Banken, Justiz, Verwaltung, fast absolut westlich dominiert.

Eine solche Schlagseite innerhalb eines Gesamtsystems (Staat) gerät auf Dauer zur gesellschaftlichen Kardinalfrage. Das gilt schon lange als empirische Wahrheit, erstmals überliefert durch Heraklit (etwa 520-460 v.u.Z.). Inzwischen ist sie per Systemtheorie (beginnend mit Karl Ludwig Bertalanffy, 1901-1972) auch mathematisch formalisierbar. Die schwindende Balance zwischen Einzelsystemen ist so stochastisch einigermaßen zu fassen, doch nicht der Eintritt von finalen Zusammenbrüchen. Solche allerdings sind mit dramatisch-blutigem Ausmaß seit 1990 auch in Ländern Europas leider wieder zu beobachten.

In Deutschland zeichnet sich eine echte Umkipptendenz derzeit nicht ab. Aber der Balancedefekt, auf den der oben zitierte Wahlslogan abhebt, hat zweifellos erhebliches destruktives Potenzial. Dass die Wessis ihre Dominanz im Osten von selbst aufgeben, kann getrost bezweifelt werden. So gesehen ist die Devise »Nehmt den Wessis das Kommando!« für den Osten nicht nur knackig und punktgenau, sondern echt staatstragend.

Mit den folgenden Fragen wollen wir nicht etwa systemtheoretisch dilettieren. Es geht nur um Balanceproblemchen in der hoffentlich kommenden Sommerreisesaison:

1. Die drei Kinder einer Familie, die in den Urlaub fliegt, stellen ihre drei Rucksäcke beim Check-in zusammen auf die Gepäckwaage: 28 Kilogramm. Die Einzelgewichte der Rucksäcke sind drei verschiedene natürliche Zahlen. Wie schwer kann der leichteste Rucksack höchstens sein (in kg)?

2. Bekanntlich wird für jeden Fluggast jedes Kilogramm seines Gepäcks über einem bestimmten Freigewicht als Übergepäck extra berechnen. Frau und Herr Frank haben zusammen 58 kg Gepäck und zahlen zusammen 11 Euro für Übergepäck. Frau und Herr Singer haben zusammen auch 58 kg Gepäck, doch sie zahlen zusammen 20 Euro für Übergepäck. Wie hoch ist das Freigewicht mindestens (in kg)?

Antworten an spielplatz@nd-online.de[1] oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendeschluss: Mittwoch, 12. Mai 2021. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleinsendungen sind möglich.

Links:

  1. spielplatz@nd-online.de