nd-aktuell.de / 10.05.2021 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 3

Kleine Partikel, großer Schaden

Weggeworfenes Plastik im Meer bedroht einzigartige Ökosysteme

Mareike Treblin

150 Millionen Tonnen Plastikmüll befinden sich Schätzungen des Europäischen Parlaments zufolge weltweit in den Ozeanen. Laut der Umweltschutzorganisation WWF kippen wir minütlich eine Lastwagenladung Plastikmüll in die Meere. Neben Materialien der Fischereiindustrie wie Netze und Leinen gehören zu den in der Meeresumwelt am häufigsten anzutreffenden Plastikmüllfunden Lebensmittelverpackungen, Plastikflaschen und Wattestäbchen.

UV-Strahlung, Abrieb und mechanische Kräfte zerlegen den Kunststoffmüll in kleinere Fragmente. Eine weitere Quelle des Mikroplastikeintrages ist die direkte Freisetzung dieser kleinen Teile durch beispielsweise kosmetische Produkte. Durch ihre hohe Haltbarkeit werden Kunststoffe nur von wenigen Organismen und so langsam abgebaut, dass mehr Plastik akkumuliert als zersetzt wird.

Plastikpartikel sind in der Meeresumwelt allgegenwärtig und werden in Meeresschildkröten und -vögeln, in Meeressäugern, Fischen und Wirbellosen bis hin zu Plankton nachgewiesen, an der Meeresoberfläche, an Küsten, auf dem Meeresboden und in Tiefseespalten - weltweit.

Für das Ökosystem im Meer ist das hochproblematisch. Tiere, die sich in verloren gegangenen Leinen und Netzen verfangen, werden in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, erleiden Verletzungen, ersticken oder verhungern. Plastikpartikel, die per Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen, können den Verdauungstrakt verletzen oder blockieren. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. Dies betrifft auch kommerziell wichtige Fische und Schalentiere, die Fischereiwirtschaft beklagt Ausfälle.

Mit Plastikmüll bedeckte Pflanzen leiden unter dem Lichtmangel; die für ihr Wachstum notwendige Photosynthese wird beeinträchtigt. Am Meeresboden lebende Organismen werden durch Müll überlagert oder beschädigt, es kommt zu Erstickungen und Verletzungen.

Kunststoffe können Schadstoffe adsorbieren. Wenn Meereslebewesen diese Gifte mit der Nahrung aufnehmen, belastet dies ihre Gesundheit mitunter schwerwiegend. Organismen besiedeln die Plastikpartikel und werden durch Meeresströmungen in neue Gebiete transportiert, wo sie sich ausbreiten können.

Wie konkret wirken die an Plastik angelagerten Stoffe? Welche Prozesse unterstützen den Abbau der Plastikpartikel? Diese und weitere Fragen werden zunehmend erforscht, wie zum Beispiel mittels der Citizen Science Studie IMPLAMAC.