nd-aktuell.de / 11.05.2021 / Politik

Teller und Rand - Folge 9: 10 Jahre Arabischer Frühling

Im Gespräch mit Enad Altaweel über ein trauriges Jubiläum / Außerdem: Warum Rojava als Utopie für Europas Linke gilt

Andreas Krämer und Rob Wessel
TR9 - 10 Jahre Arabischer Frühling - ein trauriges Jubiläum

In Folge 9 sprechen Rob und Andreas über das traurige zehnjährige Jubiläum des Arabischen Frühlings. Einen besonderen Fokus wirft dabei ein Interview mit dem Syrer und Grünen-Politiker Enad Altaweel.

Vor 10 Jahren fand der arabische Frühling durch die Selbstverbrennung des Obsthändler Mohamed Bouazizi in Tunesien seinen Anfang[1]. In kaum einem Land sind die Massenproteste für Freiheit und Demokratie und gegen Gewaltherrschaft und hohe Lebensmittelpreise zu einem positiven Ende gekommen. Ein besonders negatives Beispiel ist Syrien. Auch 10 Jahren nach den ersten Protesten im Süden des Landes gibt es keinen Frieden.

Aktuell verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage im Land massiv. Auch eine Einheit des Landes ist kaum gegeben. Zwar hat das Militär von Präsident und Kriegsverbrecher Assad das Land weitgehen in seiner Kontrolle, doch meist nur mit Hilfe russischer Truppen, iranischer Milizen und krimineller Gruppen. Daher ist der Drang der meisten jungen Menschen im Land noch groß, Richtung Europa zu ziehen und eine lebenswert Zukunft zu suchen.

Im Nordosten des Landes konnten sich die Kurden nach dem Sieg über den Islamischen Staat ein sicheres Gebiet schaffen. Unter dem Namen Rojava haben die Kurden zusammen mit anderen Minderheiten in der Region mit direkte Demokratie, weitgehende Rechte von Minderheiten, Frauenrechte ein linkes emanzipatorisches Projekt gestartet. Doch mit dem Einmarsch der Türkei, dem Druck durch einen neu aufflammenden IS und der syrischen Armee gerät dieses Projekt immer mehr in Gefahr.

Syrien bleibt auch 10 Jahre nach den ersten Protesten in einem schwierigen Zustand. Gewalt und Not steht an der Tagesordnung und keine Besserung ist in Sicht. Das mag auch an der Ignoranz westlicher Mächte und der bedingungslosen Unterstützung Assads durch Russland liegen. Es bleibt unklar, wie der Bürgerkrieg in Syrien tatsächlich beendet werden kann ohne, dass die Opfer dieses Krieges weiter leiden müssen.

Die Themen der Folge zum Nachlesen:

»Die Revolution ist nicht zu Ende« - Moslem Gazdallah hinderte einen Neffen von Tunesiens Diktator Ben Ali an der Flucht. Der Preis dafür ist hoch[2]

Hunderte Festnahmen bei Protesten in Tunesien - Auch Armee wurde zu Einsätzen in mindestens vier Städten des Landes gerufen[3]

Die Kinder der Revolution - Als die Revolution ausbrach, waren sie noch Kinder. Drei Ägypter*innen erzählen, was sie nicht vergessen können[4]

Kein kurdischer Staat - Ob und wie die mächtigen Stammesverbände in das Staatsexperiment eingegliedert werden, ist für die Zukunft der Autonomen Selbstverwaltung entscheidend[5]

Weder Krieg noch Frieden - Zwischen komplexer Gegenwart und ungewisser Zukunft schwebt das hoffnungsvolle Projekt Rojava[6]

Die Wut ist viel größer als die Angst - Proteste in Kolumbien gehen trotz erster Zugeständnisse weiter[7]

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/202799.es-begann-mit-mohamed-bouazizi.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1150494.tunesien-die-revolution-ist-nicht-zu-ende.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1147177.jahre-arabischer-fruehling-hunderte-festnahmen-bei-protesten-in-tunesien.html
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1147344.arabischer-fruehling-die-kinder-der-revolution.html
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1151737.rojava-kein-kurdischer-staat.html
  6. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1151736.rojava-weder-krieg-noch-frieden.html
  7. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1151751.proteste-in-kolumbien-die-wut-ist-viel-groesser-als-die-angst.html