nd-aktuell.de / 28.05.2021 / Politik / Seite 6

Peking empört über US-Virus-Pläne

Geheimdienste sollen nach dem Ursprung des Coronavirus suchen

Peking. China hat empört auf die Anordnung einer neuen Geheimdienst-Untersuchung zum Ursprung des Coronavirus durch US-Präsident Joe Biden reagiert. Ein Außenamtssprecher wies am Donnerstag die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung zurück. Hintergrund von Bidens Entscheidung ist die Frage, ob möglicherweise ein Laborunfall in Wuhan zur weltweiten Corona-Pandemie mit über 3,4 Millionen Toten führte. Kurz nach Beginn der Pandemie war spekuliert worden, dass das Virus aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte.

»Motive und Ziele« der US-Regierung seien »klar«, so der Sprecher. »Die dunkle Geschichte der US-Geheimdienste ist der Welt seit langem bekannt«, sagte er in Anspielung auf frühere Falschinformationen der CIA. Die damalige US-Regierung hatte etwa vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen als Begründung für die Irak-Invasion 2003 angeführt, was sich als falsch herausstellte.

Biden hatte am Mittwoch erklärt, die US-Geheimdienste würden ihm binnen drei Monaten einen neuen Bericht zu der Frage vorlegen, ob der Ausbruch der Pandemie auf eine Übertragung des Virus von Tier zu Mensch zurückgehe oder auf einen Laborunfall.

Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte die Labortheorie im März als »extrem unwahrscheinlich« eingestuft. Es sei »wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich«, dass das Virus Sars-CoV-2 von einer Fledermaus über ein Zwischenwirttier auf den Menschen übergegangen sei. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte, die Hypothese eines Laborunfalls weiter zu prüfen. Ein Bericht des »Wall Street Journal« hatte Mutmaßungen über einen Unfall im Institut für Virologie in Wuhan vor kurzem neuen Auftrieb gegeben. Die Zeitung berichtete am Sonntag unter Berufung auf einen US-Geheimdienstbericht, im November 2019 seien drei Mitarbeiter des Instituts so schwer erkrankt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.AFP/nd