nd-aktuell.de / 29.08.2007 / Sport

»Ich bin ein Taktiker«

ND-Gespräch mit Schachtalent Attila Figura

Attila Figura siegte beim 6. Berliner Schachturnier »Lichtenberger Sommer« in der Jugendwertung und erhielt dafür eine von Neues Deutschland gesponserte Prämie in Höhe von 100 Euro. Der 18-Jährige, dessen Mutter Ungarin ist, gilt als großes Talent, wurde bereits im Alter von zehn Jahren deutscher Jugendmeister und belegte bei der U-12-WM einen 18. Platz. Zum Schach kam er durch seinen Vater, der das Talent entdeckte und ihn im Verein anmeldete. ND sprach mit dem in Berlin für den SC Kreuzberg aktiven Bundesligaspieler.
ND: Benötigt man beim Schachspielen Talent oder ist alles durch Training zu erreichen?
Attila Figura: Talent allein genügt nicht. Man muss hart dafür arbeiten. Jedoch wird mir nachgesagt, dass ich talentiert bin.

Was für ein Spielertyp sind Sie?
Ich bin ein Taktiker und strebe eher komplizierte Stellungen an. Früher galt ich als Endspielspezialist

Bemerkt man anhand von Mimiken und Gestiken während des Spiels, ob ein Gegner nervös ist, und kann man ihn so unter Druck setzen?
Man beobachtet den Gegner ständig, sucht Augenkontakt und bemerkt Nervosität, wenn er seine Nachdenkposen verändert oder anfängt, mit dem Bein zu wackeln. Wenn er in Zeitnot ist, stehe ich manchmal auf und gehe ein paar Schritte umher. Unmittelbar bevor er seinen Zug macht, setze ich mich wieder. Reden ist während des Spiels nicht gestattet.

Planen Sie Ihr Leben genauso exakt wie Ihre Züge auf dem Schachbrett?
Ich wende meine Denkmethoden auch im Leben an. Ich versuche, Personen zu analysieren und Gespräche im voraus zu durchschauen. Zudem kommt, dass man sich in Stresssituationen besser konzentrieren kann.

Gibt es beim Schach Möglichkeiten, zu betrügen?
Die gibt es gewiss. Der bekannteste Fall ist der von Clemens Allwermann, der als Kreisligaspieler mit einem Kopfhörer das SchachComputerprogramm Fritz 5.32 kontaktierte und auf diese Weise den eingebürgerten deutschen Großmeister Sergej Kalinitschew besiegte, der auch das Turnier »Lichtenberger Sommer« gewann.
Was halten Sie vom Ex-Weltmeister Garri Kasparow, der seine Popularität nutzt, um politisch in Erscheinung zu treten?
Er will helfen, Russland zu demokratisieren. Ich würde da genauso handeln wie er.
Gespräch: Florian Nagel