Aufgetaute Kassendefizite

Kurt Stenger über die alten Gesundheitsprobleme nach Corona

Es ist ein Ritual in deutschen Wahlkämpfen: Nach und nach melden sich wichtige wie unwichtige Interessengruppen zu Wort, um ihre altbekannten Forderungen aufzuwärmen. Wahlkämpfer, so das Kalkül, versprechen das Blaue vom Himmel, vielleicht sind sie da etwas aufgeschlossener und geben sich spendabler.

Zu den Dauerbrennern gehört der Ruf der Krankenkassen, dass der Staat mehr Zuschüsse zahlt und die versicherungsfremden Leistungen stärker aus dem Steuersäckel trägt, denn sonst drohen Finanzlöcher, die der Bürger über Zusatzbeiträge stopfen muss. Diesmal geht es um mehr als früher, denn Corona hat erhebliche Summen beansprucht.

Doch die Debatte hat sich auch qualitativ verändert: Als die Pandemie noch einen tödlichen Schrecken verbreitete, schienen öffentliche Finanzprobleme verschwunden zu sein. Wie sich jetzt aber zeigt, war lediglich der Konflikt eingefroren worden. Wer geglaubt hat, dass als Lehre aus Corona das öffentliche Gesundheitssystem insgesamt gestärkt wird, sieht sich eines Besseren belehrt.

Die Probleme kehren zurück, die Widerstände gegen Fortschritte ebenfalls: von der Politik, der Pharmaindustrie, von Ärzten, Apotheken und Klinikbetreibern. Und so werden die alten Konflikte aufgetaut, als hätte es nie eine Pandemie gegeben.

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