Aufgetaute Kassendefizite

Kurt Stenger über die alten Gesundheitsprobleme nach Corona

Es ist ein Ritual in deutschen Wahlkämpfen: Nach und nach melden sich wichtige wie unwichtige Interessengruppen zu Wort, um ihre altbekannten Forderungen aufzuwärmen. Wahlkämpfer, so das Kalkül, versprechen das Blaue vom Himmel, vielleicht sind sie da etwas aufgeschlossener und geben sich spendabler.

Zu den Dauerbrennern gehört der Ruf der Krankenkassen, dass der Staat mehr Zuschüsse zahlt und die versicherungsfremden Leistungen stärker aus dem Steuersäckel trägt, denn sonst drohen Finanzlöcher, die der Bürger über Zusatzbeiträge stopfen muss. Diesmal geht es um mehr als früher, denn Corona hat erhebliche Summen beansprucht.

Doch die Debatte hat sich auch qualitativ verändert: Als die Pandemie noch einen tödlichen Schrecken verbreitete, schienen öffentliche Finanzprobleme verschwunden zu sein. Wie sich jetzt aber zeigt, war lediglich der Konflikt eingefroren worden. Wer geglaubt hat, dass als Lehre aus Corona das öffentliche Gesundheitssystem insgesamt gestärkt wird, sieht sich eines Besseren belehrt.

Die Probleme kehren zurück, die Widerstände gegen Fortschritte ebenfalls: von der Politik, der Pharmaindustrie, von Ärzten, Apotheken und Klinikbetreibern. Und so werden die alten Konflikte aufgetaut, als hätte es nie eine Pandemie gegeben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal