Der schwierige Gipfel

USA und Russland loten in Genf gemeinsame Interessen aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Genf. Eigentlich lässt Wladimir Putin seine Gesprächspartner gern länger warten, unter Korrespondenten ist der russische Präsident für seine stundenlangen Verspätungen berüchtigt. Doch bei dem mit Spannung erwarteten amerikanisch-russischen Gipfeltreffen am Mittwoch machte der Kremlchef eine Ausnahme. Kurz nach 13 Uhr - mit nur vier Minuten Verspätung - traf Putin in der zum Verhandlungsort auserkorenen Villa La Grange am Genfer See ein. Etwa zwölf Minuten später betrat sein amerikanischer Amtskollege Joe Biden das Gebäude.

Der Blick auf das Detail zeigt: Trotz niedriger Erwartungen waren Kreml und Weißes Haus darauf bedacht, sich an die zuletzt oft vernachlässigten Gepflogenheiten der Diplomatie zu halten. Keine Seite wollte die andere schon vor dem Verhandlungsbeginn vor den Kopf stoßen. Möglichkeiten zur Kooperation sowie Trennlinien sollten vorsichtig ausgelotet werden. Auch beim gemeinsamen Fototermin in der Bibliothek der Villa ging es daher vor allem um freundliche Signale: Putin bedankte sich für Bidens Initiative zur Durchführung des ersten russisch-amerikanischen Gipfels seit 2018. Dieser betonte, »es ist immer besser, sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen.« Anschließend kam es zum symbolischen Handschlag.

Dass es hinter verschlossenen Türen härter zuging, ließ sich vor allem an Feinheiten der Tagesordnung ablesen. So waren bei den auf eine Dauer von vier Stunden und 45 Minuten angesetzten Verhandlungen keine Essenspausen, keine Unterzeichnung gemeinsamer Papiere und auch keine gemeinsame Pressekonferenz vorgesehen, berichtet die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Auch von der Unterzeichnung eines gemeinsamen Kommuniqués war keine Rede mehr. Stattdessen wurde in drei Runden - aufgeteilt in zwei Gespräche in erweitertem Format und eine Diskussion im engen Kreis - hart verhandelt. bis Seite 5

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