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Wisag wäscht sich grün

Größter Bodenverkehrsdienstleister am Hauptstadtflughafen BER stellt auf klimaschonendes Arbeiten um

  • Tomas Morgenstern, Schönefeld
  • Lesedauer: 4 Min.
Technik-Demonstration: Holger Rasch (l.), Trainer der Wisag Aviation, und Paul Edwards, Projektleiter der Wisag-Umweltkampagne »Ready for Green« zeigen das neue E-Equipment.
Technik-Demonstration: Holger Rasch (l.), Trainer der Wisag Aviation, und Paul Edwards, Projektleiter der Wisag-Umweltkampagne »Ready for Green« zeigen das neue E-Equipment.

Die Luftfahrtbranche ist alles andere als klimafreundlich. Dass aber einzelne Bereiche die Umwelt entlasten können, noch bevor alternative Antriebe das Fliegen klimaneutral möglich machen, beweist der Bodenverkehrsdienstleister Wisag am Hauptstadtflughafen BER. Die Konzerngruppe mit Sitz in Frankfurt am Main ist mit 1000 Mitarbeitern in Schönefeld der größte auf dem Flughafenvorfeld eingesetzte Dienstleister. Am Mittwoch stellte die Wisag Aviation Holding dort ihre Umweltkampagne »Ready for Green« vor.

Bei der Initiative geht es im Kern um den Einsatz elektrisch betriebener Fahrzeuge und Ausrüstungen, die die bisher verwendete Dieseltechnik ersetzen sollen. Es geht um Abgasfreiheit, weniger Feinstaub und Lärm bei der Abfertigung der Flugzeuge - eine Win-win-Situation, von der neben Klima und Umwelt auch die Mitarbeiter, die Passagiere und Besatzungen sowie die Anwohner profitieren können. Und natürlich die Wisag, die mit der Initiative am BER auch ihr Negativimage vergessen machen will, das ihr vor allem 2020 der Sparkurs mit Ausgründungen und massenhaften Entlassungen auch am Standort Berlin eingebracht hatte.

»Wir wollen Vorreiter im Green Ground Handling sein«, so das Unternehmen. Ziel sei die Reduzierung der CO2-Emissionen auf dem Vorfeld bis Ende 2021 um mindestens ein Viertel. Langfristig wolle man alle Flugzeuge vollkommen emissionsfrei abfertigen.

Es ist Urlaubssaison, und so ist trotz Corona die Ferienfliegerei auch am BER endlich in Gang gekommen. Und auch wenn man pandemiebedingt noch meilenweit von der Abfertigungskapazität des Jahres 2019 entfernt ist, als im Juni an den damaligen Airports Tegel und Schönefeld insgesamt 26.000 Starts und Landungen registriert wurden: Auf dem Vorfeld, zwischen den gelandeten beziehungsweise startbereiten Passagierjets haben die Abfertigungsteams wieder ordentlich zu tun. In diesem Juni meldete die Flughafengesellschaft 7700 Flugbewegungen am BER, was bedeutet: Pro Tag waren im Durchschnitt 256 Flugzeuge abzufertigen - Tendenz deutlich steigend.

Viel körperliche Arbeit ist zu leisten. Berge von Gepäckstücken müssen bewegt werden, Reinigungstrupps eilen die Gangways auf und ab, Transport- und Bugsierfahrzeuge kurven umher. Dazu erfüllt Triebwerkslärm und das Dröhnen von Dieselaggregaten die abgasgeschwängerte Luft.

Auf einem abgesperrten Areal zwischen den Flugsteigen hatte die Wisag Elektroequipment aufgefahren, mit dem sich das Unternehmen auf den Weg in eine emissionsfreie Zukunft machen will: ein extrem leise laufendes Förderband, ein mobiles Stromaggregat, ein 13,5 Tonnen schweres Bugsierfahrzeug für Flugzeuge, Zugfahrzeuge - allesamt durch Batterien versorgt. Eine durch Solarpaneele gespeiste mobile Gangway führt hinauf ins Trainingsmodul »Smart«, einem Flugzeugrumpfsegment nachgebildet, an dem Abfertigungsprozesse geübt werden. Die gezeigte Abfertigungspalette ist später im realen Einsatz an einer aus Amsterdam angekommenen KLM-Maschine zu sehen.

Holger Rasch, Trainer der Wisag Aviation, erläutert die Arbeitsweise der Geräte. So etwa die mit Lithium-Ionen-Akkus bestückte »Ground-Power-Unit« (GPU), mit der Flugzeuge während des Wartens auf Außenpositionen mit Strom versorgt werden können. Ausgelegt sind sie dafür, eine komplette Tagschicht durchzustehen, um dann in der nächtlichen Betriebspause wieder aufgeladen zu werden. Ob das auch bei winterlicher Kälte funktioniert? Zehn Jahre sollen die Batterien halten. »Man wird sehen«, sagt Rasch. »Dass die Batterieleistung bei Kälte absinkt, ist reine Physik. Es gibt eine Batterieheizung, die einen Teil der Energie zur Stabilisierung der Betriebstemperatur nutzt.«

Einig zeigen sich Rasch und Paul Edwards, der Projektleiter der unternehmensweiten Kampagne »Ready for Green«, von dem Nutzen der E-Technik im Vorfeld. Edwards, ein Engländer, der seit Ende der 80er Jahre bei den Berliner Flughäfen arbeitet und zuletzt Betriebsleiter in Tegel war, sagt: »Die Maschinen laufen leise; wir stehen bei der Arbeit nicht mehr stundenlang im Dieselqualm, wie noch in Tegel. Und selbst, wenn die Anschaffungskosten hoch sind, so sind die E-Antriebe ungleich wartungsärmer und im Betrieb klar günstiger.«

Wie Ralph Krämer, Geschäftsführer der Wisag Ground Service Berlin-Brandenburg sagt, habe bisher rund ein Drittel des Equipments E-Antrieb. »Unser Ziel ist die vollständige Elektrifizierung der Abfertigung. Dafür muss natürlich auch die Infrastruktur des Flughafens mit entsprechenden Lademöglichkeit gegeben sein«, so Krämer zu »nd«. Er denke, das sei am BER bis 2028 zu schaffen.

Das regelmäßig durchgeführte Monitoring zeugt vom Erfolg der Umrüstung. So sei von Februar bis Mai der CO2-Ausstoß bei der Abfertigung pro Abflug um 36 Kilogramm gesenkt worden, teilt das Unternehmen mit.

Nach Angaben von Wisag-Sprecherin Jana Eggert beschäftigt die Unternehmensgruppe in Deutschland 50 000 Menschen vor allem im Bereich Facility Management. Bei den Flughafendienstleistungen seien es bundesweit 2500 Menschen - neben Schönefeld in Frankfurt am Main, Köln, Hamburg und Münster/Osnabrück. Am BER seien Airlines wie Easyjet, KLM/Air France, El Al und Turkish Airlines, aber auch Frachtunternehmen wie UPS oder TNT Partner der Wisag.

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