nd-aktuell.de / 23.07.2021 / Brandenburg / Seite 11

Braune Bruderschaft bedroht Bar

Übergriffe am Abend nach einem Naziaufmarsch in Frankfurt (Oder)

Andreas Fritsche

Etwa 60 fast durchweg schwarz gekleidete Männer und einige Frauen laufen vom Bahnhof aus durch Frankfurt (Oder) und skandieren: »Lügenpresse halt die Fresse!« Ihnen folgen ein Stück weit rund 300 Gegendemonstranten, darunter Bürgermeister Claus Junghanns (CDU). Sie wehren sich gegen diesen Aufmarsch der »Bruderschaft Wolfsschar«. Laut dem »Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit« handelt es sich bei der Bruderschaft um einen bandenähnlichen Zusammenschluss von Neonazis aus Ostbrandenburg, der seit Mai von sich reden mache, nach eigenen Angaben jedoch erst am 5. Juni gegründet worden sei.

Im Nachgang der Demonstration sei es am Abend zu rassistischen Beleidigungen in der Innenstadt gekommen, teilte das Bündnis »Kein Ort für Nazis Frankfurt (Oder)« am Donnerstag mit. Bedrohlich wurde es demnach auch an der »Elyx«-Bar am Bahnhof, in die gegen 18 Uhr 20 Teilnehmer des Naziaufmarschs einkehren wollten. Nachdem ihnen, noch bevor sie die Bar betreten hatten, Hausverbot erteilt wurde, haben sie den Betreiber rassistisch beleidigt, berichtet Bündnissprecher Jan Augustyniak. Der Gastronom habe sich in der Bar in Sicherheit gebracht und mit einem Kollegen die Polizei verständigt, die aber erst nach fast einer halben Stunde eingetroffen sei, als die rechten Störenfriede sich schon aus dem Staub gemacht hatten. Augustyniak hält es für unverantwortlich, dass Neonazis »trotz massiven Polizeiaufgebots noch bis zum Abend unbemerkt durch die Straßen ziehen« und Menschen bedrohen konnten.

Nach Auskunft der Polizeidirektion Ost vom Donnerstag stellten Beamte bei der Auswertung von Bildern vom 17. Juli strafbare Insignien tätowiert und auf der Bekleidung fest und fertigten zwei Anzeigen wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Mehreren Quellen zufolge wurde bei dem Aufmarsch Alexander B. gesichtet, der sich 1999 in Guben an der Hetzjagd auf Farid Guendoul beteiligt hatte und deshalb eine Haftstrafe absitzen musste. In Todesangst trat der flüchtende Algerier Guendoul damals die Glasscheibe einer Haustür ein, um sich ins Treppenhaus zu retten. Dabei verletzte sich der 28-Jährige am Bein und verblutete.