nd-aktuell.de / 06.08.2021 / Kultur / Seite 8

Entglorifizierer

Rapper LGoony erhält Drohungen für Solidarisierung mit #MeToo

Ulrike Wagener

»Ich kämpf’ allein gegen den Rest. Fick Musik, es geht nur um das Geschäft. Kein Problem, aber ich mach da nicht mit«, singt LGoony in seinem Song »Allein gegen alle«[1]. In den letzten Tagen hat Ludwig Langer, wie der Rapper mit bürgerlichem Namen heißt, bewiesen, dass er beim Antifeminismus im Deutschrap nicht mitmacht. Deshalb erhält er nun Drohungen und Hassbotschaften aus der Szene – viele davon schwulenfeindlich.

Im Juni hatte Influencerin und Erotikmodel Nika Irani dem Berliner Rapper Samra vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Zahlreiche Frauen teilten daraufhin unter #deutschrapmetoo ihre eigenen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in der Szene.[2] LGoony solidarisierte sich mit den Betroffenen und kritisierte die abwiegelnden und frauenverachtenden Reaktionen – wie etwa jene seines Kollegen MC Bogy, der die Aktion als »dreckige Agenda« bezeichnete. Hip-Hop sei längst keine Subkultur mehr, die verteidigt werden müsse, schrieb LGoony auf Twitter: »Reicht mit Kulturglorifizierung.« Sein Kollege reagierte auf die Kritik: »Du ekliger Hurensohn fahr zur Hölle und lass HipHop in Ruhe, und für die Respektlosigkeit gibt’s noch Konsequenzen ...,« heißt es in einem Screenshot, den LGoony auf seinem Instagramkanal veröffentlicht hat.

LGoony rappt seit seiner Schulzeit, 2014 veröffentlichte er sein erstes Album. 2017 hat er mit anderen Künstler*innen die Plattform Lichtgang gegründet. Sein Ursprung liegt im Battlerap, heute arbeitet er viel mit Synthesizern. Der gebürtige Kölner versteht sich als Kunstfigur, wie andere Deutschrapper auch, aber er inszeniert sich anders: Er trägt unscheinbare Kapuzenpullis, eine Metallbrille und schaut auf Fotos verträumt auf Löwenzahn.

Mach mich nicht an, Macker! Im Berliner Club »about blank« diskutiert die Hip-Hop-Szene über strukturelle Probleme mit Sexismus und Rassismus auf Musikveranstaltungen[3]

Wenn es nun heißt, LGoony mache keinen »echten« Hip-Hop, kann man ihm eigentlich nur gratulieren. Denn in den Kommentarspalten sieht es ganz so aus, als wolle ein nicht unwesentlicher Teil der Deutschrapszene um jeden Preis frauenverachtend, homofeindlich und gewaltvoll bleiben.

Links:

  1. https://www.youtube.com/watch?v=KUTK_i-DeMk
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1154840.about-blank-mach-mich-nicht-an-macker.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1154840.about-blank-mach-mich-nicht-an-macker.html