nd-aktuell.de / 24.08.2021 / Kultur / Seite 12

Wilder Mix

Frankie Goes To Hollywood: »San José«

Frank Jöricke

Es waren die 80er Jahre in Westdeutschland. »Anything goes - alles ist möglich«, krakeelte die Zeitschrift »Tempo« in die Welt hinaus. Und zumindest in musikalischer Hinsicht stimmte es. Gothic-Rock, Country-Punk, Rap-Metal - immer neue Bindestrichgenres entstanden in einem Jahrzehnt, in dem nicht nur Cocktails wild gemischt wurden.

Jene, die es auf die Spitze trieben, waren ihr eigenes Genre: Frankie Goes To Hollywood (FGTH) und ihr Produzent Trevor Horn. Letzterer machte mit dem Album »Welcome To The Pleasuredome« dort weiter, wo er mit »The Lexicon Of Love« von ABC aufgehört hatte: bei der Inszenierung großer Gefühle. »Es liegt ein Grauschleier über der Stadt, / den meine Mutter noch nicht weggewaschen hatte«, hatten Fehlfarben 1980 gesungen. Und Trevor Horn kannte ein Mittel dagegen, das besser wirkte als Persil: Glamour, Pathos und Bombast.

Dabei spielte es keine Rolle, ob FGTH neue oder alte Lieder einspielten. Denn heraus kam am Ende stets der unverwechselbare FGTH-Trevor-Horn-Sound. Selbst der Bruce-Springsteen-Klassiker »Born to run« klang mit einem Mal wie ein Original FGTH-Stück.

Auf dass auch der Letzte kapierte, dass man zu den ganz Großen des Pop zählte, wagte Sänger Holly Johnson sich gar an die Burt-Bacharach-Komposition »Do You Know The Way To San Jose«. Und es funktionierte. So schmeichelnd und anheimelnd hatte selbst Dionne Warwick nicht geklungen.