Medizinisches Ziel statt Stichtag

Robert D. Meyer über die Forderung nach einem Freedom Day

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Man könnte denken, Andreas Gassen kandidiere aktuell für ein politisches Amt. Ende Oktober müssten alle Corona-Beschränkungen fallen. Es brauche einen Freedom Day, einen Tag der Freiheit, so der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Was der Unfallchirurg fordert, klingt wie ein Lehrbeispiel aus dem Populismus-Handbuch für Politiker*innen.

Verkündete die Politik ein fixes Datum, ab dem sämtliche Anti-Corona-Maßnahmen pauschal Geschichte sind, würde sie sich in eine gefährliche Situation begeben: Sollten die Infektionszahlen im Herbst und Winter steigen oder sich gefährlichere Mutationen verbreiten, wäre der seit mehr als eineinhalb Jahren strapazierten Bevölkerung die Rückkehr zu Einschränkungen nur noch schwer vermittelbar. Ein Freedom Day wäre gleichbedeutend mit der politischen Botschaft: Die Pandemie ist vorbei. Allein: Das Virus interessiert sich nicht für politische Heilsbotschaften.

Statt an einen Stichtag sollte die Rücknahme der wenigen verbliebenen Maßnahmen an bisher nicht erreichte medizinische Ziele geknüpft werden, konkret an eine Impfquote und die Verfügbarkeit eines Vakzins für Kinder. Letztere wären Gassens Vorschlag folgend ungeschützt - und das bei einer unklaren Erkenntnislage, etwa, was Long Covid betrifft.

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