nd-aktuell.de / 06.10.2021 / Ratgeber / Seite 19

48 Prozent aller Beschäftigten betroffen

Überstunden der Beschäftigten im Corona-Jahr

In der neuesten Studie »Arbeitszeitmonitor 2021« werteten die Vergütungsanalysten von Gehalt.de rund 346 405 Datensätze aus, um diese Fragen zu beantworten. Das Ergebnis: Beschäftigte machen im Schnitt wöchentlich fast drei Überstunden, nur ein Drittel davon erhält einen Ausgleich. In ihrer gesamten Karrierelaufbahn machen Beschäftigte durchschnittlich insgesamt 6500 Überstunden.

Insgesamt leisten 48 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland Überstunden - im Durchschnitt rund drei pro Woche. Frauen kommen im Schnitt auf 2,1 und Männer auf 3,5 Überstunden. Während Fachkräfte rund 2,5 Stunden länger arbeiten, sind es bei Führungskräften 7,6 Überstunden.

Überstundenanzahl hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als halbiert

Die durchschnittliche Überstundenanzahl betrug im Jahr der Finanzkrise 2009 rund 6,5 pro Woche. Seitdem sinkt sie jährlich und liegt aktuell bei 2,9. »Die Anzahl der durchschnittlichen Überstunden in Deutschland hat sich während der letzten 10 Jahre mehr als halbiert. In Zeiten, in denen die Work-Life-Balance im Vordergrund steht und der Arbeitsmarkt vermehrt auf Arbeitnehmer ausgerichtet ist, sinkt tendenziell die Bereitschaft, Überstunden zu leisten«, so Dr. Korbinian Nagel, Arbeitsmarktökonom bei Gehalt.de.

Je höher das Gehalt, desto länger die Arbeitszeit

Unter Fachkräften steigt die Überstundenanzahl mit der Einkommenshöhe. Bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von bis zu 20 000 Euro machen Fachkräfte rund 1,7 Überstunden pro Woche. Mit einem Gehalt zwischen 40 000 und 60 000 Euro verrichten sie rund 2,7 Überstunden wöchentlich. Fachkräfte mit einem Einkommen jenseits der 100 000-Euro-Grenze arbeiten im Schnitt wöchentlich sogar rund 6 Stunden länger. In allen Gehaltsklassen werden die Überstunden größtenteils nicht ausgeglichen, nur etwas mehr als 30 Prozent der Beschäftigten erhalten einen Ausgleich.

Unternehmensberater machen am meisten Überstunden

Summiert machen Beschäftigte in ihrer Karrierelaufbahn insgesamt 6500 Überstunden. Rund 68 Prozent erhalten für diese Überstunden keinen Ausgleich. Somit arbeiten sie fast dreieinhalb Jahre umsonst (Urlaubstage, Wochenenden und Feiertage mit einberechnet). Im letzten Jahr haben Beschäftigte im Schnitt rund 131 Überstunden gemacht.

Beschäftigte in der Unternehmensberatung machen mit wöchentlich 4,7 die meisten Überstunden im Branchenvergleich. Es folgen die Branchen für Konsum- und Gebrauchsgüter (4,1 Überstunden) und Hotels und Gaststätten (4 Überstunden). »Unternehmensberater beziehen lukrative Gehälter, müssen dafür jedoch Überstunden fest in ihren Arbeitsalltag einplanen«, so Dr. Nagel.

Kaum regionale Unterschiede bei Überstunden

Im Bundesländervergleich liegen kaum Unterschiede hinsichtlich der Menge an wöchentlichen Überstunden vor. In Bundesländern mit einem höheren Lohnniveau werden tendenziell etwas mehr Überstunden geleistet, dazu zählen Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg (wöchentlich 3 Überstunden). »In Ballungsgebieten mit kapitalstarken Unternehmen herrscht eine höhere Überstundenanzahl vor als in ländlichen Gebieten«, so Dr. Nagel abschließend. GEHALT.de/nd