• Politik
  • Kritik am Vorgehen der Türkei

Provokation ohne Folgen

Die Erklärungen des Westens für die Eskalation in den Türkei-Beziehungen greifen zu kurz

Die Motive für den Rauswurf eines knappen Dutzends westlicher Botschafter aus der Türkei waren schnell gefunden. Mit dem Vorgehen gegen die Diplomaten, die sich für die Freilassung eines oppositionellen Kulturmäzens einsetzten, wolle Präsident Erdoğan von der tiefen Wirtschaftskrise des Landes ablenken. So die Erklärungen des Westens für die Provokation.

Sicher, die wirtschaftliche Lage der Türkei ist desolat wie lange nicht mehr. Der Lira-Kurs ist im Sturzflug, die Korruption blüht. Das auch militärische Vorgehen gegen die Kurden im In- und Ausland sowie die staatliche Unterdrückung der Opposition spalten die Türkei. Ein Befreiungsschlag des Despoten, der zweifelsohne von den innenpolitischen Problemen ablenken will, war daher zu erwarten – wenn auch nicht mit dieser Wucht.

Allein auf die hausgemachte Krise der Türkei als Hintergrund der jüngsten Eskalation zu weisen, ist jedoch ebenso Ablenkung – vom Versagen des Westens. Seit Jahren sind EU, USA und Nato in der Zwickmühle: Gegen Menschenrechtsverletzungen, Demokratieabbau und Kriegsabenteuer der Türkei vorgehen oder Erdoğans Ankara, das man als Bollwerk gegen Geflüchtete und Brückenkopf im Osten braucht, gewähren lassen? Die Antwort ist gefallen und lässt dem Westen nun kaum Handlungsoptionen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal