Der ewige Eisbär

Frank Hördler ist Berlins neuer Rekord-Eishockeyspieler. Ein Ziel bleibt noch

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 4 Min.

Frank Hördler gilt ab sofort als der ewige Eisbär. Die olympische Silbermedaille, die er im Februar 2018 mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft gewann, dürfte wohl der größte Erfolg seiner Karriere bleiben, doch mit seinem Verein, den Berliner Eisbären, brachte es der 36-Jährige auch schon zu beachtlichen acht deutschen Meistertiteln. Vor einem Jahr löste er schließlich André Rankel als Mannschaftskapitän ab. Und seit Freitag ist er bei den Eisbären mit nunmehr 925 absolvierten Spielen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) der neue Vereinsrekordhalter. »Ich hätte nie gedacht, dass ich Sven Felski einmal überbieten kann«, hatte er schon gesagt, als er die Bestmarke seines Vorgängers eingestellt hatte. Die Glückwünsche, nachdem er zum alleinigen Spitzenreiter aufgestiegen war, wären sicher noch emotionaler ausgefallen, wenn die Gäste aus Schwenningen nicht mit einem 3:1-Sieg aus der Arena am Ostbahnhof abgereist wären.

Hördlers Name ist im ostdeutschen Eishockey nicht erst durch Frank ein Begriff. Als die Füchse aus Weißwasser noch Dynamo hießen, stürmte sein Vater Jochen Hördler dort. Dazu brachten es Papa und Opa Jochen auf mehr als 20 Länderspiele für die DDR. »Wer in Weißwasser als Sohn eines Eishockeyspielers geboren wird, landet fast zwangsläufig bei unserem schönen Sport«, zeichnet der Lausitzer Ex-Torhüter Klaus Hirche die Karrierelinie nach.

Ganz so natürlich fand der junge Frank Hördler aber nicht zum Spiel mit dem Puck: »Ich habe zweimal mit dem Eishockey begonnen. Das erste Mal mit vier Jahren - im Kindergarten in Weißwasser, doch dann kam die Wende«, sagt er. Vater Jochen erhielt plötzlich ein Angebot aus Selb, und so zog die Familie nach Oberfranken. »Mit sechs begann dann bei den Selber Kleinschülern der zweite Teil meiner Eishockeylaufbahn«, erinnert sich Sohn Frank heute.

Schon zehn Jahre später spielte er bei den Männern mit. Dadurch kam es zu dem Kuriosum, dass im Oberligateam von Selb gelegentlich ein Hördler-Trio mit Vater Jochen und dessen Söhnen David und Frank wirbelte. Die Scouts der Berliner Eisbären erkannten schnell das Talent von Frank und lockten den gebürtigen Lausitzer zurück in den Osten an die Spree.

Im Speckgürtel Berlins hat Hördler längst eine Familie gegründet. Während die dreijährige Tochter noch zu klein für Eishockey ist, eifern seine Söhne Eric (17) und Jonas (13) dem Vater bereits nach und trainieren mit dem Eisbären-Nachwuchs im »Welli«. Eric spielt in der U20 des Vereins und lief auch bereits für die deutsche U18-Auswahl auf.

Als das Coronavirus den Eifer der Jungs zu stoppen drohte, übernahm Frank Hördler nicht nur den ständigen Job als Vater, sondern wurde zudem Trainer, Lehrer und Spielkamerad. Im Sommer steckte er ein Stück des Hausgartens als »Trainingsgelände« ab. »Wir können dort ein bisschen Schusstraining auf ein kleines Eishockeytor machen. Jonas kann dazu seine Inlineskater anziehen und Eric auf Rollschuhen trainieren. Laufen und Radfahren geht ohnehin überall in unserem Ort.«

Frank Hördlers eigentlicher Job ist aber immer noch der des Eishockeyprofis. Das Finale der verkürzten Pandemiesaison endete in diesem Frühjahr für den früheren Nationalspieler Hördler (124 Länderspiele) mit dem achten Meistertitel. »Wir spielten zum Schluss der Hauptrunde auf unserem höchsten Level und haben das auch in den Playoffs gehalten. Das brachte uns letztlich den Titel ein«, schaut Frank Hördler kurz zurück und dann nach vorn: »Wir sind jetzt Tabellendritter und wollen natürlich wieder in die Playoffs.« Sein Anspruch bleibt also hoch.

Vom Karriereende spricht Frank Hördler bislang nicht. Viel lieber denkt er an die Wiederholung eines Kuriosums. Denn am liebsten würde auch er irgendwann mit seinem Sohn gemeinsam in einem Team spielen. Natürlich bei den Eisbären.

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