nd-aktuell.de / 08.11.2021 / Politik / Seite 1

Sicherer Hafen für Gerettete

Die Sea-Eye mit auf dem Mittelmeer geborgenen Flüchtlingen darf in Sizilien anlegen

Peter Steiniger

Das Nervenspiel hat ein Ende. Das Seenotrettungsschiff »Sea-Eye 4« der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye durfte mit mehr als 800 Menschen an Bord in Trapani am Westzipfel Siziliens anlegen. Das entschieden die italienischen Behörden am Samstag. Das Auswärtige Amt bestätigte die Zuweisung. Bereits seit Donnerstag hatte das Schiff darauf gewartet, in einen sicheren Hafen einlaufen zu dürfen. Unter den aus dem Mittelmeer Geretteten sind nach Angaben von Sea-Eye mehr als 200 Minderjährige und fünf schwangere Frauen. Die Ankunft in Trapani erfolgte am Sonntagnachmittag.

Der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler zeigte sich »erleichtert und überglücklich, dass die schwierigen Stunden für unsere Besatzung und die geretteten Menschen« enden »und die Menschen dann endlich in Italien in Sicherheit sind«. Zugleich äußerte er sich »entsetzt«, dass der Inselstaat Malta auf Notrufe nicht reagiert hatte. »Wir haben auch auf dieser Mission erneut erlebt, wie Rettungsleitstellen nicht mehr auf Notrufe reagieren«, sagte Isler. Die EU-Staaten müssten Malta eindringlich dazu ermahnen, dass die Rettungsleitstelle in Valletta endlich wieder auf Notrufe reagiere, unabhängig von der Hautfarbe der Person, die sich in Seenot befinde.

Die »Sea-Eye 4« hatte von Dienstag bis Donnerstag zusammen mit der »Rise Above« von Mission Lifeline binnen 48 Stunden bei sieben Aktionen mehr als 800 Migranten auf dem Mittelmeer gerettet. Rund die Hälfte davon wurde aus einem überfüllten Holzboot geholt, in das schon Wasser eindrang. Nachdem aus Malta keine Reaktion kam, wurde von der »Sea-Eye 4« mit den Flüchtlingen an Bord die italienische Insel Lampedusa zwischen Tunesien, Malta und Sizilien angesteuert. Dort durfte das ehemalige Offshore-Versorgungsschiff des Regensburger Vereins aber nicht anlegen. Weil die Chancen in Sizilien größer eingeschätzt wurden und schlechteres Wetter aufzog, fuhr das Schiff weiter Richtung Sizilien. Dort kreuzte es vor der Hafenstadt Agrigent, bis die Erlaubnis der Behörden für Trapani kam.

Am Samstag hatte die »Rise Above« von Mission Lifeline - ein von der Organisation für den Einsatz in der zivilen Seenotrettung umgebautes ehemaliges Torpedofangschiff - die »Sea-Eye 4« mit Lebensmitteln und Decken versorgt. »Derzeit erhalten wir von der kleinen, Dresdner Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline mehr Unterstützung als von allen EU-Staaten zusammen[1]«, hatte Isler während des Wartens auf eine Erlaubnis aus Italien geklagt.

Ein weiteres Rettungsschiff wartet weiter auf die Zuweisung eines Hafens. Die »Ocean Viking« der europäischen Hilfsorganisation SOS Mediterranee ist aktuell im zentralen Mittelmeer zwischen Süditalien, Malta und Nordafrika im Einsatz. Die maltesischen Behörden hatten der Crew am Freitag nach Angaben der Organisation eine Absage erteilt. Das Schiff hat nach Angaben von SOS Mediterranee derzeit mehr als 300 Überlebende an Bord. Mit Agenturen

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1156784.eu-grenzregime-europas-militarisierte-grenzen.html