nd-aktuell.de / 12.11.2021 / Kommentare / Seite 8

Gerät wer unter die Räder?

Warum es beim Umstieg auf Elektro bei Volkswagen nicht nur um Klimaschutz geht

Simon Poelchau

VW-Chef Herbert Diess wäre gerne ein deutscher Elon Musk. Geht es nach ihm, soll der Autobauer bald genau so hipp wie Tesla sein, und Wolfsburg zu einem neuen Grünheide werden[1]. Ab 2026 soll in einem neuen Werk am Stammsitz das neue E-Modell Trinity vom Band rollen. »Das ist genau die Revolution, die Wolfsburg braucht«, tönte Diess nun auf Twitter. Die Frage ist nur, ob auch die Beschäftigten diese Umwälzung brauchen.

Zwar goutierte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo die Pläne als »mutig und damit genau richtig«. Doch lässt dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Haussegen bei VW aufgrund der anstehenden Veränderungen schon seit längerem schief hängt. Erst vor einer Woche watschte sie Diess in einer Betriebsversammlung öffentlich ab und warf dem Chef des kriselnden Konzerns Missmanagement und Abgehobenheit von der Belegschaft vor. Denn Volkswagen leidet nicht nur extrem unter Chipmangel.

Diess nutzt die Diskussion um den Wechsel zur Elektromobilität auch, um Stellenabbau ins Gespräch zu bringen. Immer wieder wird fallen gelassen, dass Tesla seine Autos viel schneller bauen würde. So bleibt abzuwarten, ob von der anstehenden Revolution auch die Beschäftigten etwas haben, oder ob sie es sind, die unter die Räder geraten.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1157759.tesla-fabrik-herbststurm-im-wasserglas.html