Wenn alles so weiterläuft, geht in 14 Jahren fast die Hälfte des Bruttogehalts in die Sozialversicherung. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung würden die Beitragssätze ohne Reformen von heute 39,8 Prozent auf 47,9 Prozent im Jahr 2035 steigen. Um dieses Szenario abzuwenden, schlägt die Stiftung vor: Steigerung von Beschäftigung und Wachstum durch verstärkte Zuwanderung und schnellere Integration von Fachkräften aus dem Ausland. Hinzu kommt die bekannte Forderung nach einer Anhebung des Renteneintrittsalters bei gleichbleibender Rente[1]. Faktisch bedeutet das nichts anderes als eine Rentenkürzung, die hier mal wieder als naturgesetzliche Notwendigkeit daherkommt.
Die Studie nennt ihre Vorschläge dagegen »breitgefächerte Reformen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik«, was sich in der Bremswirkung in etwa so verhält wie die Sozialreform zur Revolution bei Rosa Luxemburg[2]. Denn es werden ja gar keine wirklichen Veränderungen vorgeschlagen, sondern ausgehend von der demografischen Entwicklung einfach Rentenkürzungen abgeleitet - als sei es ein Naturgesetz. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Thema Umverteilung muss ausgespart bleiben, denn hierzulande sind ein paar Reiche wichtiger als Millionen arme Rentner.