nd-aktuell.de / 24.11.2021 / Ratgeber / Seite 18

EU-Mitgliedstaaten keine einheitliche Sicht

Wann hat die Zeitumstellung endlich ein Ende?

Ich ärgere mich seit Jahren darüber, dass noch immer die Uhren umgestellt werden. Wann hat das endlich ein Ende? Was besagen eigentlich Fakten über gesundheitliche Beeinträchtigungen?
Victoria M., Berlin

Ende Oktober wurden bekanntlich die Uhren wieder um eine Stunde zurückgestellt. Damit endete die vom 28. März bis zum 31. Oktober geltende Sommerzeit und es begann wieder die Normalzeit, die im Volksmund als Winterzeit bezeichnet wird. Korrekt müsste es eigentlich heißen: Die Sommerzeit (MESZ) wurde auf die mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurückgestellt. Mit der Zeitumstellung ist es morgens wieder früher hell und abends eher dunkel.

Die nächste Zeitumstellung gibt es am 27. März 2022, wenn nachts um 2 Uhr die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden und somit die Normalzeit (MEZ) endet.

Als 1980 in der Europäischen Union (EU) die schon damals umstrittene Zeitumstellung eingeführt wurde, war es das Bestreben, dadurch das Tageslicht besser auszunutzen. Das Vorstellen der Uhr im Frühjahr sollte zum Energiesparen in der hellen Jahreszeit beitragen. Doch die gewünschten Effekte stellten sich kaum ein.

Stattdessen macht der Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit vielen Menschen gesundheitlich zu schaffen. Laut einer Umfrage der Krankenkasse DAK hat ein Drittel der Deutschen nach der Zeitumstellung mit körperlichen oder psychischen Problemen zu kämpfen. 76 Prozent der Befragten gaben an, sich schlapp und müde zu fühlen, 59 Prozent klagten über Einschlafprobleme und Schlafstörungen. Jeder Zehnte leidet nach der Zeitumstellung sogar unter depressiven Verstimmungen. Mehrere Forscher plädieren für eine Abschaffung der Zeitumstellung, weil sie den menschlichen Biorhythmus störe. Kein Wunder also, dass in Deutschland viele ein Ende des Wechsels befürworten.

Nach den Ankündigungen der EU sollte die Zeitumstellung auch schon längst wieder Geschichte sein. 2018 hatte die EU-Kommission die Bürger zur Zeitumstellung befragt. Damals votierten 84 Prozent für ein Ende des Wechsels. In Deutschland war die Zustimmung dazu besonders groß.

Angesichts der Umfragenwerte von 2008 verkündete der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker noch im gleichen Jahr ein Ende der Zeitumstellung: »Die Menschen wollen, dass wir das in der EU auf den Weg bringen. Auch das europäische Parlament hat sich dafür ausgesprochen.«

Doch Fakt ist: Bis zum heutigen Tag hat sich an der Situation nichts geändert. Und nach Lage der Dinge dürfte ein rasches Ende nicht in Sicht sein. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte dieser Tage zu diesem auch emotional aufgeladenen Streitthema salopp: »Die Frage zur saisonalen Zeitumstellung ist auch eine saisonale Frage, die wir zweimal im Jahr jeweils vor der Zeitumstellung erhalten. Wie schon bei der Zeitumstellung vor sechs Monate kann ich leider nur wiederholen: Der Ball liegt im Feld der EU-Mitgliedstaaten.«

Die EU-Länder müssen übereinstimmend klären, ob sie dauerhaft die Sommer- oder die Winterzeit wollen. Doch bislang konnten sich die EU-Mitgliedstaaten nicht auf ein gemeinsame Vorgehen einigen, so dass vorerst ein Ende dieses Streitthemas nicht in Sicht ist.

Übrigens: Auch als Deutschland zuletzt am 1. Juli 2020 die EU-Ratspräsidentschaft für ein halbes Jahr übernommen hatte, verzichtete die Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf, die Zeitumstellung auf die Agenda zu nehmen. nd-Ratgeberredaktion