nd-aktuell.de / 04.12.2021 / Kultur / Seite 50

Rückschau auf einen lang ersehnten Frühling

»Dieses Buch ist den Sowjetsoldaten gewidmet«, deklariert eingangs ihres neuen Bandes die Fotografin Gabriele Senft, Jahrgang 1949, die im Titel eine Zeile aus einem alten russischen Volkslied zitiert. Die im brandenburgischen Belzig Geborene hat ihre neue Publikation dem Gedenken zum 75. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus beigesellen wollen; bekanntlich fielen coronabedingt viele geplante Veranstaltungen aus. Umso erfreulicher, dass der Berliner Verleger Wiljo Heinen sie unterstützte, das Projekt zu realisieren. Es ist eine Zeitreise, die ihren Ausgangspunkt an Friedhöfen und Denkmälern für die gefallenen Befreier in Ostdeutschland nimmt, chronologisch mit der Schlacht an der Oder im Januar ’45 beginnt und beim opferreichen Kampf um die deutsche Hauptstadt sowie der Kapitulation Nazideutschlands endet - also von Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), wo noch heute aus dem Erdreich Skelette und Munition geborgen werden, bis nach Berlin-Karlshorst, zum Deutsch-Russischen Museum. Man begegnet hier einstigen deutschen Rotarmisten wie Konrad Wolf, Ruth Werner und Moritz Mebel. Und vor allem berechtigtem Stolz und Freude unter den Siegern über den Hitlerfaschismus. Ein würdevoller Band. ves

Gabriele Senft: Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten. Der lang ersehnte Frühling. Wiljo Heinen, 198 S., geb., 28,50 €.