nd-aktuell.de / 07.01.2022 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 1

Das Leben ist um 3,1 Prozent teurer

Inflationsrate steigt auf höchsten Wert seit fast drei Jahrzehnten

Simon Poelchau

Das Weihnachtsessen war diesmal vermutlich in vielen Stuben besonders teuer. Und zwar nicht unbedingt, weil man sich besonders viel leistete, sondern weil Nahrungsmittel sich im Dezember stark verteuerten – und zwar um sechs Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Damit nahm die Inflation zum Jahresende weiter zu. Lag sie im November im Vergleich zum Vorjahresmonat noch bei 5,2 Prozent, so waren es im Dezember 5,3 Prozent.

Die Inflationsrate betrug vorläufigen Schätzungen zufolge[1] vergangenes Jahr im Schnitt 3,1 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit 1993 und wurde in dieser Höhe von Ökonom*innen bereits erwartet. Noch weitaus stärker als Nahrungsmittelpreise stiegen dabei die Kosten für Energie. Ihre Teuerungsrate betrug im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat 18,3 Prozent.

»Die Inflation treibt die Spaltung der Gesellschaft weiter voran«, warnte die stellvertretende Vorsitzende der Linke-Fraktion im Bundestag, Gesine Lötzsch, angesichts dieser Zahlen. Diese seien insbesondere für arme Menschen ein Problem. »Es wird Zeit, dass der Kanzler und der Finanzminister nicht über die Entlastung von Unternehmen nachdenken, sondern den Menschen helfen, die die Hilfe am nötigsten brauchen.«

Neben den Lieferengpässen aufgrund der sich erholenden Weltwirtschaft beförderte folglich auch die Einführung der CO2-Abgabe den Anstieg der Inflationsrate. Ein weiterer Faktor war die Wiederanhebung der Mehrwertsteuerrate. Diese wurde als Konjunkturmaßnahme von Juli bis Dezember 2020 von der damaligen schwarz-roten Bundesregierung für sechs Monate von 19 Prozent auf 16 Prozent beziehungsweise von sieben auf fünf Prozent gesenkt. Folglich war die Inflationsrate 2020 – nicht zuletzt wegen des Konjunktureinbruchs – mit 0,5 Prozent äußerst niedrig.

Auch dieses Jahr wird die Inflationsrate vermutlich weit über dem EZB-Ziel von rund zwei Prozent[2] liegen. So geht das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung von einer Teuerungsrate von 2,6 Prozent aus. Das Münchner Ifo-Institut sagt sogar 3,3 Prozent voraus.

Die hohe Teuerungsrate sowie die verhaltenen Tarifabschlüsse führten dazu, dass die arbeitende Bevölkerung unterm Strich vergangenes Jahr Kaufkraftverluste hinnehmen musste. So lagen die Tarifabschlüsse 2021 mit durchschnittlich 1,7 Prozent weit unter der nun festgestellten Preissteigerungsrate.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160184.inflation-keine-falsche-lohnzurueckhaltung.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160188.euro-der-euro-schreibt-k-eine-erfolgsgeschichte.html