Sparen war nie selbstverständlich. Die Idee verdanken wir unseren Urgroßeltern. Noch im frühen 20. Jahrhundert war Sparen ein seltener Luxus von wenigen Wohlhabenden. Erst der Internationale Sparkassen-Kongress im Jahr 1924 rief »alle Kulturländer« auf, fortan in jedem Jahr einen Weltspartag zu feiern. Die Idee fruchtete, weil nicht zuletzt auch die Erfolge der Arbeiterbewegung es möglich machten, dass der »kleine Mann« am Wochenende (freitags wurden bis in die 70er Jahre hinein in den Betrieben die Lohntüten verteilt) noch ein paar Mark übrig hatte, die er auf die hohe Kante legen konnte.
Seit den 20er Jahren wird zudem von Sparkassen und Banken »der Spargedanke gefördert«, freut sich ein Jahrhundert später ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Doch weiterhin ist das Einkommen vieler Bundesbürger zu niedrig, um Geld für die Zukunft zurückzulegen. Fast ein Drittel spart laut »Vermögensbarometer« des DSGV kaum oder gar nicht. Doch wer ein wenig finanziellen Spielraum besitzt, sollte ihn richtig nutzen.
Der erste Schritt zum Sparen besteht darin, sich einen Überblick über die laufenden Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Doch bevor Sie das Geld wirklich einer Bank oder Sparkasse anvertrauen, sollten Sie sich zudem klar werden, wofür Sie das Guthaben einsetzen wollen.
Wollen Sie für eine bestimmte Anschaffung sparen? Wollen Sie damit den Urlaub finanzieren? Möchten Sie sich vor allem finanziell fürs Alter wappnen oder alles zugleich? Aus den Antworten auf diese Fragen ergeben sich Ihre persönlichen Sparziele.
Doch selbst wenn die Sparziele klar sind, gilt: Die ultimative Anlageform, die für ein bestimmtes Ziel »automatisch« richtig ist, gibt es nicht. Jede Anlageentscheidung hängt von vielen individuellen Faktoren ab, wie Alter, Einkommens- und Vermögensverhältnisse, Risikobereitschaft und Sparziel.
Geld »richtig« anzulegen, ist fraglos eine ganz persönliche Entscheidung. Trotzdem verfolgen (fast) alle Sparer ein und dasselbe Ziel: Die Rendite soll möglichst hoch ausfallen! Dabei ist es für den Sparer zunächst gleichgültig, ob die Rendite (lat. »Ertrag«) aus Zinsen oder aus Dividenden oder aus Kursgewinnen besteht.
Wäre allerdings die Chance auf eine hohe Rendite das einzige Anlagekriterium, würden wohl sämtliche Anleger weltweit an der Wall Street zocken. Dass sie es nicht tun, liegt an einem zweiten wichtigen Kriterium für jede Geldanlage - die Sicherheit. Die Chance auf eine hohe Rendite bei Aktien und einigen anderen spekulativen Finanzprodukten erkaufen wir uns mit einem vergleichsweise hohen Risiko. Denn es ist vollkommen »unsicher«, ob unsere Aktien in Zukunft wirklich einen großen Kursgewinn abwerfen werden oder nicht.
Ein Aspekt, den die neue rot-grün-gelbe Bundesregierung mit ihrer geplanten »Aktienrente« lieber übersieht. Möglicherweise müssen wir uns eines Tages sogar mit fallenden Börsenkursen und ausbleibenden Dividenden anfreunden. Im Ergebnis verlieren Sparer sogar einen Teil ihres eingesetzten Geldes. So stark Aktien also beim Eckpunkt »Rendite« auftrumpfen können, so schwach sind sie beim zweiten Eckpunkt »Sicherheit«.
Dagegen bieten beispielsweise Sparbücher oder öffentliche Pfandbriefe eine hohe Sicherheit, die wir getrost mit 99,9 Prozent ansetzen können - sicherer geht's nimmer. Dafür zahlen wir freilich einen beachtlichen Preis in Form einer minimalen Verzinsung, die kaum über null Prozent liegt.
Eine gleich hohe Sicherheit bieten Festgeldanlagen über beispielsweise 36 Monate. Dennoch werden dafür höhere Zinsen gezahlt. Woher kommt nun bei gleicher Sicherheit diese Zinsdifferenz? Hier wirkt »die unsichtbare Hand des Marktes« (Adam Smith). Auf dem Finanzmarkt wollen die meisten Akteure für die geringere Liquidität (lat. »Flüssigkeit«) einen finanziellen Ausgleich erhalten, in Form höherer Zinsen. Festgeldanlagen sind an ihre Laufzeit gebunden und so ungleich weniger »flüssig« als ein Pfandbrief, von denen sich Sparer jederzeit trennen können. Anderseits bietet ein Produkt mit nahezu vollkommener Liquidität, trotz hoher Sicherheitsstufe, überhaupt keine Zinsen - die Rede ist vom Girokonto.
Mit der »Liquidität« als drittem Eckpunkt, neben »Sicherheit« und »Rendite«, ist das sogenannte Magische Dreieck der Geldanlage komplett. Immer mehr Geldanleger geben sich jedoch mit drei Ecken nicht zufrieden. Sie wünschen sich einen ideellen Mehrwert und erweitern ihr persönliches Magisches Dreieck um den Eckpunkt »Ethik« zu einem Viereck.
Nachhaltige Finanzprodukte, die ökologische und/oder soziale Kriterien beachten, sind der Nachwuchsnische entwachsen. Selbst im Rahmen der staatlich geförderten Riester-Rente oder in betrieblichen Pensionsfonds können Verbraucher ihr Erspartes nach ethischem Gutdünken anlegen. Geld und Rendite ist eben, wie im richtigen Leben, auch beim Sparen nicht alles.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160406.das-magische-dreieck-auf-dem-weg-zum-viereck.html