nd-aktuell.de / 22.01.2022 / Politik / Seite 8

Ein erster Schritt

Karlen Vesper über die UN-Resolution wider Holocaust-Leugner

Karlen Vesper

Keiner, der bei Verstand ist, kann den deutsch-faschistischen Völkermord an sechs Millionen europäischen Juden leugnen. Die millionenfachen Zeugnisse Überlebender der Shoah, Abermillionen Dokumente sowie die von den Alliierten 1945 aufgefundenen Leichenberge , Gaskammern und noch schwelenden Krematorienschornsteine sowie gerichtsnotorische Geständnisse der Täter belegen den mörderischen Judenhass unterm Hakenkreuz. Dies ignorieren können nur strohdumme, bösartige Individuen. An deren Geisteszustand ist ernsthaft zu zweifeln. Ebenso an dem der sie benebelnden akademischen Brandstifter. Die wissen, was sie tun. Und dürfen vielfach unbehelligt pseudowissenschaftliche Institute und Verlage gründen, gar in Parlamenten geschichtsrevisionistisches Gift verspritzen. Gewiss, Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Holocaustleugnern ist sie indes zu verwehren!

Am Jahrestag der Wannsee-Konferenz, am 20. Januar, verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York eine Resolution gegen die Leugnung des Holocausts. UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einem historischen Moment. Zu Recht. Man könnte aber auch fragen: Warum erst jetzt? Und nicht etwa schon, als der germanophile Brite David Irving die Gerichte mehrerer Staaten beschäftigte. Besser spät als nie? Nun ja. Letztlich setzt diese UN-Resolution zugleich ein deutliches Zeichen der Weltgemeinschaft gegen vielerorts nicht nur verbal-aggressiven, sondern auch tätlich-tödlichen Antisemitismus heute. Denn wer den Genozid der Nazis an den Juden leugnet, ist ein Antisemit, möge er/sie es leugnen oder nicht. Und er/sie ist ein Rassist.

Es ist gut, dass Deutschland diese Resolution gemeinsam mit Israel eingebracht hat. Es genügt jedoch nicht, Betreiber sozialer Medien aufzufordern, Antisemitismus und Holocaustleugnung keine Plattform mehr zu bieten, wie die Resolution fordert. Das ist nur ein erster Schritt. Um Lügen und Rechtsextremismus zu bekämpfen, bedarf es weitaus mehr.