nd-aktuell.de / 10.02.2022 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Klimadiplomatin

Greenpeace-Co-Geschäftsführerin Jennifer Morgan wechselt ins Auswärtige Amt

Kurt Stenger

Normalerweise ist es Formsache, wenn jemand einen wichtigen Posten in einem Bundesministerium bekommt. Bei Jennifer Morgan, die Staatssekretärin im Auswärtigen Amt werden soll, ist das anders: Die US-Amerikanerin, geboren in Ridgewood im Bundesstaat New Jersey, muss dazu erst einmal die deutsche Staatsbürgerschaft ergattern. Das ist nach wie vor Voraussetzung für den Job, auch wenn die 55-Jährige schon lange in Deutschland lebt.

Daher wird die Umweltaktivistin, die von Ministerin Annalena Baerbock (Grüne) ausgesucht wurde, erst einmal Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik. Und das wird auch Morgans Hauptaufgabenfeld sein, zumal sie beste Voraussetzungen dafür mitbringt. Sie ist studierte Politologin (Schwerpunkt: Internationale Beziehungen), mischt seit Jahren in der Klimadiplomatie mit und gehört zu den einflussreichsten Personen der Szene der Umwelt-Nichtregierungsorganisationen. Seit 1994 bekleidete sie wichtige Posten beim WWF, dem Climate Action Network, der Denkfabrik E3G und dem World Resources Institute.

Seit April 2016 ist sie Co-Geschäftsführerin des internationalen Dachverbandes von Greenpeace. Beim Amtsantritt erklärte die Umweltorganisation über sie und ihre Kollegin: »Bunny (McDiarmid, d. Red.) kennt das Deck praktisch jedes Greenpeace-Schiffs, Jennifer die Korridore der Macht.« Auf diesen wird sie sich in ihrer neuen Rolle noch häufiger tummeln. Ihre gute Vernetzung unter wichtigen Klimaforschern dürfte ihr dabei nützen.

Morgan hat sich immer wieder für einen Systemwechsel ausgesprochen und auch die deutsche Klimapolitik als zu schwach kritisiert. Die Frage ist, ob sie in ihrem neuen Job dazu beitragen kann, diese auf den notwendigen 1,5-Grad-Kurs zu bringen oder ob sie diese nun bei internationalen Verhandlungen rechtfertigen muss. Letzteres würde nicht zu ihr passen, denn sie ist bekannt dafür, die direkte Auseinandersetzung mit mächtigen Wirtschaftsführern und Politikern zu suchen.