nd-aktuell.de / 02.03.2022 / Kommentare / Seite 8

Hilfe, die nicht ankommt

Die ehrenamtlichen Helfer*innen werden mit zielgerichteter offizieller Hilfe allein gelassen

Claudia Krieg

Vor einer Woche war die Sache klar: »Unsere Wohnungen werden in den kommenden Wochen sehr gut gefüllt sein«, schreibt ein Freund mit zahlreichen Kontakten in die Ukraine. Auch ohne persönliche Verbindungen konnte daran kein Zweifel bestehen. Am Dienstag dauert der Krieg in der Ukraine sechs Tage. Dass Berlin neben Warschau ein Knotenpunkt werden würde auf der Flucht nach Westen, stand fest.[1]

Und dennoch: An den Bahnhöfen helfen wieder diejenigen, die schon im Winter 2015/2016 das Chaos bewältigt haben, das die Institutionen mit Bürokratie und Verschlafenheit eher vergrößert als verringert haben. Auch im Fall der Flüchtlinge, die jetzt kommen, mahlen die Mühlen langsam. Es wird mit Formblättern gewedelt, statt knappe, einfache und vor allem hilfreiche Informationen zu liefern. Zwei Jahre ist seit Ausbruch der Pandemie über Krisenfestigkeit geredet worden, und wenn einige Hundert Flüchtlinge kommen, steht an den zentralen Ankunftsorten nicht mal eine Flasche Wasser parat. Aber wo soll behördliches Engagement auch herkommen? Die Flüchtlingsfeindlichkeit steckt im System. Daran ändern auch die schnell aufgelegten Aufnahmeprogramme nicht viel – nur die Menschen, die helfen und sich fragen, warum sie eigentlich allein am Gleis stehen.[2]

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161759.krieg-in-der-ukraine-notfalls-das-messegelaende.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1161702.fluechtlingsaufnahme-in-berlin-platz-machen-fuer-menschen-in-not.html