Die Hilfsbereitschaft vieler Menschen angesichts der Not der aus der Ukraine ankommenden Kriegsflüchtlinge ist überwältigend. Viele wollen sich kümmern, weil sie verstehen, dass es im Fall der vor allem aus Frauen und Kindern bestehenden Gruppen, die seit Wochen versuchen, dem Kriegsgeschehen zu entfliehen und einen sicheren Ort zu finden, zunächst um nicht viel geht: ein Zimmer und Ruhe für einige Nächte, soweit es die Situation zulässt, dazu etwas Begleitung in der schwierigen Lage. Man sieht an den vielen Einträgen in dem Portal »Unterkunft Ukraine«, dass viele in Deutschland das leisten können und wollen. Man vertraut dem Prinzip der zentralisierten Vermittlung, zumal des scheinbar seriösen, von offizieller Seite empfohlenen Portals. Und dann passiert: nichts.
Nun kann man sagen: Da hat ein Start-up mit der Hilfsbereitschaft der Leute kalkuliert und ist dann wohl überrollt worden vom Ausmaß derselben. Aber weil man die Geschäftsidee nicht auf- und sich selbst nicht die Blöße geben will, vertröstet man die, die warten, mit ein paar netten Worten: »Sorry, wir beeilen uns.« Nur entspricht das eher dem Prinzip einer Mitleidsindustrie und nicht dem der Vereine und Hilfsorganisationen, die ehrenamtlich und aus Überzeugung mit vollem Einsatz parat stehen, um als Zivilgesellschaft tätig zu werden - sofort, wenn es nottut, und nicht erst dann, wenn es gut aussieht. Es verprellt Menschen, die sich berühren lassen von den Ereignissen, die nicht auf einen Staat vertrauen, der seine Hilfslieferungen mit Aufrüstung verknüpft und der auch keine Garantien für eine dauerhafte humanitäre Aufnahme geben kann.
Und auch wenn sich die Macher*innen der Plattform tatsächlich kluge Gedanken gemacht und die Politik damit um den Finger gewickelt haben: Wenn Menschen Menschen helfen wollen, dann sollten sich weder Staat noch Geschäftemacher einmischen, deren Prinzipien schon im nächsten Moment im Rahmen sich ändernder Interessen wieder ganz anders aussehen können.