Kein Affront gegen Arbeiter

Moritz Wichmann über die Studiengebührenerlass-Politik in den USA

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Im Zuge der Studiengebührendebatte in Deutschland argumentierten Politiker der FDP, es sei ja ungerecht, einfache Arbeiter dafür zahlen zu lassen, dass Bürgerkinder umsonst studieren können. Ein ähnliches Argument geistert auch durch die Debatte bei den US-Demokraten um einen Erlass von Studiengebührenschulden.

Zentristische Strategen suggerieren dann manchmal, man dürfe keine Studiengebührenschulden erlassen, weil das das Gerechtigkeitsempfinden von Wählern ohne Uniabschluss, also vor allem Arbeitern, verletzen würde. Schließlich würden die nicht davon profitieren. Man verstärke so nur die Ressentiments gegen Akademiker und mache sich noch mehr zur Partei der Uniabsolventen.

In der Tat können es sich die Demokraten nicht leisten, weiter an Zustimmung unter Wählern ohne Uniabschluss zu verlieren. Doch das wäre bei einem Studiengebührenerlass vermutlich nicht der Fall. Zum einen zeigen Umfragen, dass auch Nichtbetroffene die schwere Bürde der Schuldentilgung als Problem sehen.

Zum anderen kommen viele Betroffene als Bildungsaufsteiger selbst aus der Arbeiterklasse und sind häufig keine Großverdiener. Die Sprösslinge reicherer Familien haben oft keine Studiengebührenschulden: Ihre Eltern können die hohen Studiengebühren zahlen.

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