nd-aktuell.de / 03.05.2022 / Brandenburg / Seite 10

Genussmenschen und Lebenskünstler

Kulturland-Themenjahr in Brandenburg soll mehr bieten als Essen und Trinken

Wilfried Neiße, Potsdam

Am 20. Mai soll auf der Landesgartenschau (Laga) in Beelitz das aktuelle Themenjahr Kulturland Brandenburg eröffnet werden. Unter dem Titel »Lebenskunst« widmet es sich bis zum Jahresende »der Kunst, in Brandenburg zu leben«.

»Ob Beelitzer Spargel, Teltower Rübchen oder Spreewälder Gurken - Brandenburg ist ein Land für Genussmenschen«, meinte Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Montag bei der Auftakt-Pressekonferenz im Potsdamer Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Mehr als 50 Projekte im Themenjahr sollen die wechselseitige Beziehung zwischen Kultur und Natur deutlich machen und den nach der Coronazeit erwachenden »Hunger auf Kultur« stillen.

Mit rund einer Million Euro aus Lottomitteln und von der Landes-Investitionsbank werden die im gesamten Land verteilten Kulturland-Projekte gefördert. Unter anderem laden sieben historische Stadtkerne im Bundesland zum Besuch ein. Dazu gehören Altlandsberg, Angermünde, Rheinsberg und Perleberg. In Luckau gibt es die »Niederlausitzer Bienenstory«, und das Kloster Neuzelle wird seinen nunmehr vollständig wiederhergestellten Barockgarten eröffnen. Werder (Havel) lädt im Oktober zu einem Food-Festival. Das Oderbruchmuseum Altranft widmet sich dem Thema »F(r)isch und Wild - der Geschmack des Bruchs«.

Man habe zunächst erwogen, das Kultur-Themenjahr 2022 auf Essen und Trinken zu reduzieren, informierte Themenjahre[1]-Leiter Christian Müller-Lorenz. Dies sei dann aber inhaltlich erweitert worden. Bei den einzelnen Projekten gehe es nicht darum, ausschließlich die schönen Dinge des Lebens anzupreisen, fügte er hinzu. Man nehme viele Perspektiven ein. Denn es habe nicht nur bunte, sondern auch graue Zeiten gegeben. Vom Themenjahr-Motto »Lebenskunst« leitete er den »Lebenskünstler« ab, der in persönlich schwierigen Phasen durchhalte, so Müller-Lorenz. Das gute Leben sei nicht zu verwechseln mit dem »süßen Leben«, sagte Katja Melzer, Chefin der brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte. »Lebenskunst in Zeiten der Klimakrise verlangt ein bewusstes Nachdenken über unser Konsumverhalten und unseren Lebensstil«, heißt es im Grußwort von Umweltminister Axel Vogel (Grüne). Laut Themenkatalog wird auch ein Blick auf die Essgewohnheiten der einfachen Menschen im 19. Jahrhundert geworfen. Unter der Fragestellung »Fourage - was aßen die Soldaten« beleuchtet das Teltower Museum, wie Soldaten in den vergangenen Jahrhunderten verpflegt wurden.

Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) teilte mit, dass Städtebau-Fördermittel in Brandenburg inzwischen genutzt werden können, um leer stehende Häuser für ukrainische Flüchtlinge herzurichten. Ihm zufolge beteiligt sich sein Haus seit 2006 an der Förderung des Kulturlandjahres. Im Themenjahr werde das »Potenzial der kleinen Orte« deutlich werden und ihre Rolle als »Lebensmittelpunkt der Zukunft«. Nicht zuletzt das kulturelle und kulinarische Angebot »bringt neues Leben aufs Land«.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1151925.industriekultur-fast-wie-neuschwanstein.html