Republik mit braunen Flecken

Aert van Riel über die letzten NS-Gerichtsprozesse

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Mit Blick auf die NS-Zeit darf es auch 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs keinen Schlussstrich geben. Deswegen ist es berechtigt, dass die Verbrecher von damals weiterhin vor Gericht gestellt werden. Zurzeit wird einer früheren Sekretärin aus dem KZ Stutthof und einem einstigen SS-Wachmann aus dem KZ Sachsenhausen der Prozess gemacht. Viel erwarten kann man von diesen Prozessen selbstverständlich nicht. Wer Teil der einstigen Mord- und Vernichtungsmaschinerie war, der ist oft starrsinnig und will seine Schuld nicht gestehen. Hinzu kommt der schlechte Gesundheitszustand der Angeklagten, der die Verhandlungstage verkürzt. Wenn sie zu einer angemessenen Strafe verurteilt werden sollten, werden sie diese nicht absitzen müssen.

Dennoch sind die Prozesse von einer großen symbolischen Bedeutung für die Opfer. Sie führen der Öffentlichkeit vor Augen, dass frühere Täter lange unbehelligt in der Bundesrepublik leben konnten. Noch schlimmer war, dass nicht wenige nach dem Krieg Karriere machten und ein hohes Ansehen genossen. Wer den deutschen Umgang mit der eigenen Vergangenheit lobt, der ist blind für die braunen Flecken in der Bundesrepublik.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal