nd-aktuell.de / 05.08.2022 / Kultur / Seite 1

Leuchtende Türme

Von einem der sieben Weltwunder der Antike bis zu den »Lighthouses of science«

Karlen Vesper
Idyllische Verheißung
Idyllische Verheißung

Bei fotografischen Erinnerungen an den Sommerurlaub an Ost- oder Nordsee dürfen Leuchttürme nicht fehlen. Sie strahlen Ruhe, Idylle, Verlässlichkeit aus in unserer hektischen, nüchternen, chaotischen Welt, geben Halt und Orientierung. Und dies seit Jahrhunderten, Jahrtausenden. Der erste seiner Art, der Leuchtturm von Alexandria, galt mit (geschätzten) 160 Metern bis ins 20. Jahrhundert hinein als der höchste Leuchtturm, der je gebaut wurde. Errichtet auf Order von Pharao Ptolemaios I. auf der kleinen, der ägyptischen Küste vorgelagerten Insel Pharos, beanspruchte er eine Bauzeit, dem Berlin-Brandenburgischen Flughafen (BER) vergleichbar: über zwanzig Jahre, von etwa 299 bis 279 vor unserer Zeitrechnung. Im Gegensatz zu diesem schaffte er es aber in die Hitliste der sieben Weltwunder – freilich der Antike. Eine ungefähre Vorstellung von seinem Aussehen vermitteln alexandrinische Münzen.

Durch schwere Erd- und Seebeben bereits im ersten Jahrtausend u.Z. stark beschädigt, erwuchs aus dessen Trümmern in der Epoche der arabischen Expansion zunächst eine Moschee, dann eine Zitadelle. Dass Mohammeds Dschihadisten anno dazumal jedoch nicht nur Koran und Schwert schätzten, bezeugt das »Haus der Weisheit« in Bagdad, in dem arabische Gelehrte ihre griechischen Vordenker wie Hippokrates, Platon, Aristoteles, Ptolemäus oder Archimedes übersetzten, deren Forschungen korrigierten, aktualisierten, fortführten – ein echter »Leuchtturm der Wissenschaft«, im 13. Jahrhundert von mongolischen Erobern zerstört. Um »Lighthouses of science«, wie es in der anglifizierten Wissenschaftssprache heißt, ist es in Deutschland nicht üppig bestellt. Da haben andere Länder die Nase vorn. Auch wenn die Quantenforschung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Rahmen der Exzellenzinitiativen von Bund und Ländern, wie just vermeldet, bis 2025 mit knapp drei Millionen Euro gefördert werden soll. Wie viel Gold der Bau des Leuchtturms von Alexandria verschlang, ist nicht bekannt. Ptolemaios I. wird ihn nicht aus eigener Tasche bezahlt, sondern hierfür die Untertanen geschröpft haben. Am Sonntag, den 7. August, ist Tag des Leuchtturms.