Neues Lehrgebäude für die Landesfinanzschule

Ein weiterer Ausbau des Standorts ist auch wegen Berliner Wünschen schon jetzt geplant

Steuerverwaltung: Neues Lehrgebäude für die Landesfinanzschule

„Ich will keine stundenlange staatstragende Rede halten», verspricht Finanzministerin Katrin Lange (SPD), da ihre Zuhörer überwiegend in der Sonne stehen und schwitzen. Einige Gäste des kleinen Festakts halten sich schon extra etwas abseits, wo Bäume oder die benachbarte Mensa Schatten spenden.

Am Freitag wird an der Schillerstraße von Königs Wusterhausen ein neues Lehr- und Bürohaus übergeben. Auf dem Areal befinden sich neben der Justizakademie Brandenburgs Landesfinanzschule, die Fachhochschule der Finanzen und das Fortbildungszentrum der Finanzverwaltung. Hier werden Finanzbeamte qualifiziert, aber vor allem erst einmal ausgebildet – zwei Jahre lang für den mittleren Dienst an der Finanzschule und drei Jahre lang für den gehobenen Dienst an der Fachhochschule, inzwischen nicht mehr nur für Brandenburg, sondern für die Nachbarländer Berlin und Sachsen-Anhalt gleich mit. 700 bis 800 Lernende pro Jahrgang sind es und es werden immer mehr.

Seit 1991 erfolgt der schrittweise Um- und Ausbau auf dem waldartigen Gelände, welches von 1971 bis 1990 als Internat für 270 Schüler der 5. bis 12. Klasse diente – Schüler, deren Eltern im diplomatischen Dienst im Ausland tätig waren. DDR-Außenminister Otto Winzer (SED) höchstselbst hatte das Internat einst eröffnet.

Im Zuge der Erweiterung der Ausbildungsstätte für Finanzbeamte war zuletzt im Jahr 2008 ein Hörsaalgebäude hinzugefügt worden. Der Architekt von damals entwarf nun auch das daneben platzierte Lehr- und Bürohaus, für das am Freitag die Schlüsselübergabe war. Zwölf zusätzliche Seminarräume und 39 zusätzliche Büros für Dozenten und die Verwaltung nimmt das L-förmige, dreistöckige Haus auf. Es wird von Fachhochschuldirektorin Gabriele Gößling sehr gern übernommen. Mehr Platz ist willkommen. Schließlich wurde die Zahl der Schüler und Studenten allein in den vergangenen fünf Jahren um 35 Prozent erhöht. Und das ist noch nicht das Ende. Wegen der derzeit steigenden Zahl der Altersabgänge in den Finanzämtern benötigt das Land Brandenburg immer mehr Nachwuchs. Noch können alle Finanzschul- und -studienplätze besetzt werden. Noch gibt es genug Bewerber. Aber früher war mehr Auswahl möglich. Nun wirbt die Einrichtung am 24. September bei einem Informationstag um Interessenten.

„Dieser Neubau war hier in Königs Wusterhausen dringend erwartet worden», weiß Politikerin Lange. „Denn seit Jahren steigen die Zahlen von Studierenden und Auszubildenden der Fachhochschule für Finanzen und der Landesfinanzschule stetig an.» Die Zahl der Kollegen, die in den Finanzämtern von Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt in den Ruhestand treten, nimmt zu. Da muss für Ersatz gesorgt werden.

Während im Jahr 2017 noch 640 Studierende an der Fachhochschule für Finanzen eingeschrieben waren und weitere 434 Auszubildende an der Landesfinanzschule lernten, waren es zu Beginn des aktuellen Studien- und Ausbildungsjahres bereits 862 Studierende und 595 Auszubildende, rechnet Langes Ressort vor. Insgesamt habe man jetzt also 1457 Anwärter beieinander. „Wir wissen, dass die Zahl aufgrund unseres Bedarfs wohl weiter steigen wird», erklärt Lange.

Das neue Gebäude wird ab September für den Lehrbetrieb genutzt. Die Toiletten sind bei der Besichtigung am Freitag noch verschlossen, aber ein Blick in die Seminarräume, Teeküchen und Büros ist möglich. Es stehen in den Teeküchen eingebaute Mikrowellen bereit, in den Büros höhenverstellbare Schreibtische und in den Seminarräumen Laptops für die Lernenden, hinten an der Wand finden sich dort außerdem zur Freude des Lehrpersonals praktische Schließfächer.

8,3 Millionen Euro haben die Bauarbeiten gekostet und sind damit „absolut im Rahmen geblieben», wie Finanzministerin Lange hervorhebt. Direktorin Gößling ist dankbar für die Bereitstellung der Mittel. Sie lobt das Ergebnis: „Das außen schlichte Gebäude besticht im Inneren durch seine Funktionalität.»

Es ist alles sehr schnell gegangen. Ende vergangenen Jahres wurde die Baustelle eingerichtet. Dann passierte erste einmal eine Weile nichts, bis innerhalb von nur sieben Werktagen die Fertigteile angeliefert wurden. „Die Platte war nicht immer schlecht», sagt Finanzministerin Lange, die gelernte Baufacharbeiterin ist, über die aus der DDR bekannte industrielle Bauweise. „Der weitere Ausbau soll zügig erfolgen», verspricht sie für den Standort. Das sei schon geplant. Errichtet wurde die jüngste Erweiterung vom brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen. Leichtere Verzögerungen gab es zwischendurch nur wegen einiger Lieferschwierigkeiten, betreffend etwa den Aufzug für das selbstverständlich komplett barrierefreie Gebäude. Aber der Zeitplan wurde insgesamt doch eingehalten.

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