nd-aktuell.de / 15.08.2022 / Politik / Seite 1

Starker Kandidat

In Wladiwostok will der Bodybuilder Andrei Fesik mit einer Satire-Kampagne ins Stadtparlament

Daniel Säwert
Plakat zum Schmunzeln: So wirbt Andrei Fesik um die Gunst der Wähler*innen
Plakat zum Schmunzeln: So wirbt Andrei Fesik um die Gunst der Wähler*innen

Andrei Fesik aus Wladiwostok hat zwei Leidenschaften – Pumpen und Politik. Von der ersten wissen viele in der Hafenstadt an der russischen Pazifikküste und auch im Internet. Denn dort veröffentlicht der 35-jährige Bodybuilder regelmäßig Bilder, wie er seinen Körper stählt. Und wenn Fesik mal nicht im Fitnessstudio für die Kamera posiert, dann in seiner Küche oder am Pool. Wichtig dabei: Der Hauch von nichts, der seinen Körper umgibt und viel Raum für Fantasie lässt.

Viel zu sehen bekamen auch die Menschen in Wladiwostok am vergangenen Wochenende, als die populistische Partei LDPR, in der Fesik seit Jahren aktiv ist und sich für den Sport einsetzt, ein Wahlplakat mit dem oberkörperfreien Bodybuilder präsentierte. Dazu der Slogan »krepkij chosjastwennik«, was soviel wie »starker (Haus-)Wirtschaftler« bedeutet und eine satirische Anspielung auf Politiker ist, die sich ohne Ideologie auf die Lösung sozialer und wirtschaftlicher Probleme konzentrieren. Fesik, so glaubt seine Partei, stellt einen neuen Typ dieses Wirtschaftlers dar. Der Kandidat selber sprach davon, dass man heute neue Werbeformate brauche, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Menschen seien müde von schablonenhaften Kandidaten und Kampagnen, »von ernsten Onkeln in Anzügen«. Deshalb versucht er es mit einem Schuss Ironie und Sarkasmus und ist sich sicher, damit genügend Unterstützer*innen für die Wahl Mitte September zu bekommen. Sollte er den Einzug in die Stadtvertretung schaffen, will sich Fesik für die nationalen Projekte in den Bereichen Kultur und Sport einsetzen. Die Wahlkommission hat zumindest keine Einwände. Die Kandidat*innen müssen die Anforderungen erfüllen. Die Persönlichkeit beurteile man hingegen nicht, hieß es dort. Und ob die Wähler*innen von solchen Losungen angetan sind, sei schließlich ihre Entscheidung.