Schiitenführer Muktada Al-Sadr[1] spielt mit dem Leben von Menschen. Sein angekündigter Ausstieg aus der Politik war der Funken, der seine Anhänger zur Explosion brachte. Das musste Al-Sadr klar sein. Auch wenn er seine Gefolgsleute zum Rückzug aufgefordert, sich sogar entschuldigt hat, spielt Al-Sadr doch Vabanque. Seine Partei hatte bei den Wahlen die meisten Parlamentssitze erhalten[2], für eine Regierungsmehrheit reichte es jedoch nicht. Daher war er offenbar bereit, den politischen Kampf[3] bis an den Rand bürgerkriegsähnlicher Zustände zu treiben.
Al-Sadrs Aufruf zur Ruhe zeigt noch keinen Ausweg aus der Sackgasse. Ohne eine mit allen politisch relevanten Gruppen[4] ausgehandelte Kompromisslösung steht der Irak vor einer düsteren Zukunft: Trotz sprudelnder Öl-Einnahmen leben viele Iraker in Armut, laut Weltbank bis zu 31 Prozent der Bevölkerung; es fehlt an Jobs[5]. Und ohne eine handlungsfähige Regierung lässt sich die Wirtschaftskrise nicht lösen. Die sogenannte internationale Gemeinschaft muss ihren Teil beitragen: Der Irak wurde in mehreren Kriegen[6] in Schutt und Asche gelegt. Die Folgen sind bis heute spürbar.[7]
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166521.muktada-al-sadr-der-irak-koechelt-weiter.html