Der Hitze nicht schutzlos ausgeliefert

Brandenburg arbeitet an einer Klimaanpassungsstrategie – ein Hitzeaktionsplan gehört dazu

Das Thermometer zeigt 46 Grad Celsius. Die wenigen Schritte hinauf zur Burg Rozafa im albanischen Shkodra werden in der prallen Sonne zur Qual. In der Tiefebene am Skadarsee, den sich Albanien mit Montenegro teilt, kann es im Hochsommer auch noch heißer werden. Verhältnisse, wie sie auch in Brandenburg nicht mehr ausgeschlossen sind. Hier reichen die Temperaturen im Sommer immer öfter an die 40-Grad-Marke heran.

Aktuell ist das in den Hintergrund geraten durch die für einen September ungewöhnlich kalten Tage. Das macht Angst, weil die Heizsaison damit verfrüht begonnen hat, wo doch eigentlich wegen der Gaskrise Brennstoff gespart werden sollte. Aber auch die Hitze gibt Anlass zum Kopfzerbrechen. Der menschliche Organismus ist so gebaut, dass er die Körpertemperatur bei 37 Grad zu halten versucht. Wird es sehr heiß, führt das zu einer zusätzlichen Belastung des Herz-Kreislauf-Systems. Der Schweiß läuft in Strömen und das kann zu einem Flüssigkeitsmangel führen. Krämpfe, ein Hitzschlag und Austrocknung können die Folgen sein. Dann wird es unter Umständen lebensbedrohlich.

111 Hitzetote in Brandenburg verzeichnet das Statistikamt für das vergangene Jahr. Im Jahr zuvor waren es 145 Hitzetote und im Jahr 2018 sogar 362 und damit so viele wie nie zuvor. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Jahre seit 1985 waren in Brandenburg nur 54 Hitzetote zu beklagen. Das zeigt die Dimension des Problems auf.

Es reicht längst nicht mehr, gegen den Klimawandel anzugehen. Denn die Klimakrise ist bereits da. Anpassung lautet daher das Stichwort. Daran führt kein Weg vorbei. Deshalb hat das Land Brandenburg ein Gutachten zu seinem Hitzeaktionsplan schreiben lassen. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher und Agrarminister Axel Vogel (beide Grüne) stellten es am Dienstagabend vor. »Die Folgen des Klimawandels spüren wir auch in Brandenburg deutlich«, erklärte Nonnemacher. »Besonders heiße Tage mit Lufttemperaturen über 30 Grad Celsius, Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, sowie lang anhaltende Hitzewellen stellen ein zunehmendes Gesundheitsrisiko dar.« Besonders betroffen seien alte und pflegebedürftige Menschen, Schwangere und Beschäftigte, die in der prallen Sonne arbeiten müssen.

260 Seiten ist das Gutachten lang, an dem Experten der Green Adapt, einer Gesellschaft für Klimaanpassung, der Gesellschaft für sozioökonomische Forschung und des von der Hochschule Fulda eingerichteten Öffentlichen Gesundheitszentrums gearbeitet haben. Sie schlagen beispielsweise einen Sonnenschutz für Gebäude durch Außenjalousien oder Bäume vor sowie Trinkbrunnen und schattige Plätze im öffentlichen Raum. Der Bevölkerung zu empfehlen, genug zu trinken, und ihr auch zu sagen, was bei einem Hitzschlag zu tun ist, könne auch nicht schaden. Im Moment arbeitet das Land Brandenburg an einer Klimaanpassungsstrategie. Der Hitzeaktionsplan ist ein Teil davon.

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