In Deutschland wähnt man sich als Erinnerungsweltmeister*innen. Die Aufarbeitung des Holocaust wird nicht selten als Vorbild herangezogen. Doch damit ist es nicht weit her. Erst in der vergangenen Woche lehnte die bayerische Stadt Gersthofen die Umbenennung der Wernher-von-Braun-Straße ab – nachdem ein von der Stadt beauftragtes Gremium wegen der Kollaboration des Raketenentwicklers mit den Nazis die Umbenennung empfahl. Da fragt man sich, wozu das Gremium berufen wurde, hatte man sich eine wissenschaftliche Legitimation für das Festhalten an der NS-Verehrung erhofft? Von Braun war NSDAP-Mitglied, SS-Sturmbannführer und bei der Herstellung der von ihm entwickelten Raketen starben rund 20 000 Menschen durch Zwangsarbeit. [1]
Seiner Karriere bei der Nasa hat das nicht geschadet. Und auch den Stadtrat scheint das nicht zu stören. Überraschend ist das nicht, gibt es doch regelmäßig rigide Fürsprecher*innen für den Verbleib von Nazi-Kollaborateuren und Kolonialrassisten im Straßenbild. Für die Opfer und ihre Angehörigen ist das Spott und Hohn: Die Stimme der Verfolgten wird ignoriert, die Täter bleiben auf dem Podest.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1167214.erinnerungskultur-verleugnungsweltmeister.html