nd-aktuell.de / 09.10.2022 / Berlin / Seite 1

Deutlich mehr Corona-Patienten im Krankenhaus

Landtagsabgeordneter Ronny Kretschmer (Linke) denkt laut über Einschränkungen für Großveranstaltungen nach

Andreas Fritsche

Die Zahl der Corona-Patienten, die in Brandenburgs Kliniken behandelt werden, hat sich binnen eines Monats fast verdreifacht. Waren es am 9. September noch 255, von denen 20 auf der Intensivstation lagen und 10 beatmet werden mussten, so sind es jetzt 697 Patienten, von denen 48 auf der Intensivstation liegen und 17 beatmet werden.

Als das Kabinett von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am 29. September seine Corona-Maßnahmen um vier Wochen verlängerte, erklärte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne): »Seit zwei Wochen steigen die Corona-Fallzahlen leicht, aber kontinuierlich wieder an. In den Krankenhäusern ist die Corona-Lage noch überschaubar, deshalb halten wir vorerst an den bisherigen Basismaßnahmen fest. Die Corona-Pandemie ist aber noch nicht vorbei.«

Das zeigt sich inzwischen deutlicher. Allerdings sind derzeit noch 18 Prozent der verfügbaren Intensivbetten im Bundesland frei. Damit bewegt sich der Wert im grünen Bereich. Erst wenn weniger als 15 Prozent der Betten frei sind, springt die Warnampel auf Gelb. Rot zeigt sie dann bei weniger als zwölf Prozent. Am 25. September waren noch 21,2 Prozent der Intensivbetten frei. Aber der Wert schwankt. Es waren seither auch mal nur 16,6 Prozent.

»Bedenklich«, nennt der Landtagsabgeordnete Ronny Kretschmer (Linke) die Entwicklung. »Wenngleich der Anteil freier Intensivbetten in Krankenhäusern noch im grünen Bereich ist, muss die Situation sehr genau verfolgt werden, um schnell reagieren zu können«, meint er. »Sollten die Belastungen von Krankenhäusern und auf den Intensivstationen weiter ansteigen, müssen zusätzliche Eindämmungsmaßnahmen erwogen werden.« Der Politiker, der von Beruf Krankenpfleger ist, denkt da an eine Ausweitung der Maskenpflicht und an Auflagen für Großveranstaltungen.

Im Dezember vergangenen Jahres hatte das Kabinett vorübergehend eine Obergrenze von 1000 Teilnehmern bei Versammlungen gezogen[1], was die Polizei im Verlaufe des Winters dann aber in vielen Fällen mangels Personal nicht durchsetzte. Angesichts der explodierenden Energie- und Lebensmittelpreise finden bereits jetzt Friedensdemonstrationen und Sozialproteste mit bis zu 1000 Teilnehmern und mehr statt, etwa zuletzt in Schwedt und Brandenburg/Havel. Bei sich zuspitzender Lage im Winter wird mit noch sehr viel mehr Demonstranten gerechnet.

Das Demonstrationsrecht zu beschneiden, hat Kretschmer allerdings nicht im Sinn, wie er betont, zumal die Proteste an frischer Luft ein geringes Ansteckungsrisiko bergen. Er sieht mit Sorge Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen, etwa Konzerte. Hier sollten dann gegebenenfalls wieder Masken für das Publikum vorgeschrieben werden. Derzeit gilt die Maskenpflicht nur im Gesundheitswesen sowie in Bussen und Bahnen.

Ministerin Nonnemacher rät, sich jetzt auch gegen Grippe impfen zu lassen, da die Grippesaison im Oktober beginnt. Vor allem über 60-Jährige und chronisch Kranke sollten nicht länger warten. »Sie schützen damit nicht nur sich, sondern entlasten zugleich das Gesundheitswesen.« Man könne sich bei einem Termin gleichzeitig gegen Grippe und das Coronavirus impfen lassen, heißt es.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1159600.pandemie-versammlungsfreiheit-und-tanzverbot.html?