nd-aktuell.de / 16.11.2022 / Politik / Seite 1

Waldhüterin

Brasiliens Ex-Umweltministerin Marina Silva ist wieder im Rennen

Peter Steiniger
Marina Silva gründete die grüne Partei Rede.
Marina Silva gründete die grüne Partei Rede.

Während Brasiliens frisch gewählter Präsident Lula da Silva von der Arbeiterpartei (PT) am Abend des 30. Oktober seine Siegesrede hielt, stand Marina Silva mit auf der Bühne. Die Beziehung der beiden kennt Höhen und Tiefen. Marina, wie sie in Brasilien nur genannt wird, ist das prominenteste Gesicht des Netzwerks Nachhaltigkeit (Rede). Die kleine linksliberale Partei, die im Jahr 2013 von ihr gegründet worden war, hatte zu den Wahlen eine Koalition mit der linkspluralistischen Partei Freiheit und Sozialismus (PSOL) gebildet. Beide unterstützten Lulas Kandidatur gegen den ultrarechten Amtsinhaber Bolsonaro. 

Neben Lula ist Marina nun zur UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten gereist – um vor der Welt einen bevorstehenden Kurswechsel in der brasilianischen Umweltpolitik zu demonstrieren. Der Regenwald des Amazonas, kündigt Marina an, soll als eine grüne Lunge des Planeten gerettet und auch die biologische Vielfalt Brasiliens vor Profitinteressen besser geschützt werden[1]. Von einem neuen Entwicklungsmodell spricht die Politikerin, die von 2003 bis 2008 in Lulas damaligen Regierungen Umweltministerin war – bis sie Lula die Gefolgschaft kündigte, weil die PT-Politik trotz großer Sozialprogramme ökonomisch weiter dem alten Modell des Wachstums unter Inkaufnahme von Raubbau an der Natur folgte. Aus Schaden wird man klug: Für seine dritte Amtsperiode hat der gewählte Präsident jetzt das Ziel »null Entwaldung« ausgegeben. Und Marina Silva wird bereits wieder als Ministerin gehandelt.

Begonnen hatte die politische Karriere der Historikerin, die 1958 im Amazonas-Bundesstaat Acre zur Welt kam, als Linksradikale an der Uni und als Mitstreiterin des Landarbeitergewerkschafters und Regenwaldschützers Chico Mendes, der 1988 von Großagrariern ermordet wurde. Einen Achtungserfolg errang Marina 2010, als sie als Präsidentschaftskandidatin der Grünen Partei fast jede fünfte Stimme erhielt[2]. Was ihre Ziele betrifft, bleibt sie unversöhnlich.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1124771.feuer-im-amazonas-die-lunge-unseres-planeten-steht-in-brand.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/947900.marina-silva-bringt-dritte-option-ins-spiel.html