nd-aktuell.de / 02.01.2023 / Politik / Seite 1

Hilfe in der Kälte

Jay Withey aus Buffalo, New York, rettete im Jahrhundert-Schneesturm 24 Menschen das Leben

Anjana Shrivastava
Jay Withey, 5. v.l., fand mit einer Gruppe von Gestrandeten in einer Schule Zuflucht vor dem Schneesturm.
Jay Withey, 5. v.l., fand mit einer Gruppe von Gestrandeten in einer Schule Zuflucht vor dem Schneesturm.

In der Not sind wir nicht allein: Das hat gerade der Mechaniker Jay Withey in Buffalo[1], New York, aufs Neue bewiesen. Wie viele andere war der 27-jährige Ende Dezember im Jahrhundert-Schneesturm stecken geblieben. Inzwischen ist klar, dass mehr als 40 Menschen am Tag vor Heiligabend im Schnee gestorben sind; die Hälfte davon draußen, die Mehrheit waren Afroamerikaner*innen. Auch Withey fand sich in seinem Auto bei Cheektowaga nahe Buffalo gefangen; der Sprit für den wärmenden Motor wurde immer knapper; die Temperaturen lagen bei minus 12 Grad Celsius. »Es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich wirklich gedacht habe, ich werde sterben«, so Withey. Er klopfte an etliche Haustüren: Jedes Mal bot er rund 500 Euro für eine Übernachtung, wurde aber abgewiesen. Zusammen mit einem weiteren Autofahrer kümmerte er sich zunächst um eine ältere Dame, Adele Johnson, die dringend zu essen und zu trinken brauchte. Withey suchte im Handy nach einer öffentlichen Schule: Er wusste, dass dort geheizt sein würde. In der Kantine gab es üppig Lebensmittel.

Sobald er sich aufgewärmt hatte, machte sich Withey auf den verschneiten Straßen auf die Suche nach anderen Schutzlosen. In dieser Nacht rettete er 24 Menschen. Die Gestrandeten aßen Pizza und tauschten ihre Lebensgeschichten aus, redeten darüber, was Weihnachten für sie bedeutete, über ihre Schulzeit und Berufsleben. »Wir haben einfach genossen, dass wir eine Bleibe, Essen und eine neue Familie gefunden haben«, so Adele Johnson gegenüber der »Washington Post«. Inzwischen glaubt Wilthey, dass es sein Gutes hatte, dass er so oft abgewiesen wurde: Wenn er als Einzelner Unterschlupf gefunden hätte, hätten viele andere Menschen die Nacht womöglich nicht überlebt. Die Schulverwaltung äußerte über den Vorfall Freude: Die Kantine war gut bestückt, doch die Menschen nahmen nur genau das, was sie zum Überleben brauchten.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163957.buffalo-wer-schiesst-mit.html