nd-aktuell.de / 18.01.2023 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 1

Wohnungsverband warnt vor Krise

Bezahlbarer Wohnungsbau bricht um ein Drittel ein

Lisa Ecke

Rund ein Drittel der geplanten neuen Wohnungen werden in den Jahren 2023 und 2024 nicht gebaut werden können. Das teilte der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (GdW) am Mittwoch auf Grundlage einer Umfrage unter den sozial orientierten Wohnungsunternehmen mit. Demnach geben fast zwei Drittel der Unternehmen die nicht verlässliche und unzureichende Förderung der Bundesregierung als Ursache an. Von den ursprünglich geplanten 61 000 Wohnungen werden die befragten Unternehmen knapp 20 000 weniger errichten können.

Im sozialen Wohnungsbau sind die Aussichten ähnlich schlecht: Mehr als ein Fünftel der für 2023 und 2024 geplanten Sozialwohnungen werden nicht zu realisieren sein. Auch andere Akteure im Baugewerbe warnten erst vor wenigen Tagen [1]vor einer neuen und in ihrer Dimension beängstigenden Sozialwohnungsnot. »Eine Verkettung von historisch schlechten Baubedingungen und eklatante Fehler der Regierung lassen den bezahlbaren Wohnungsbau aktuell dramatisch einbrechen«, erläuterte GdW-Präsident Axel Gedaschko am Mittwoch die Umfrageergebnisse. Er forderte die Regierung auf, sofort gegenzusteuern, um »ein Drama für die Wohnungssuchenden abzuwenden«.

Als Gründe für die stornierten Wohnungsbauprojekte nannten die Unternehmen neben der unverlässlichen und unzureichenden Förderpolitik noch weitere Aspekte. Knapp 80 Prozent gaben gestiegene Materialkosten an. Fast ebenso viele nannten gestiegene Finanzierungszinsen als Grund. Darüber hinaus schlagen fehlende Handwerkskapazitäten, Materialengpässe und gestiegene Energiekosten zu Buche. Ebenfalls schlecht sieht es laut der Umfrage bei den geplanten Modernisierungsmaßnahmen aus. Die sozialen Wohnungsunternehmen werden rund ein Fünftel der vorgesehenen Modernisierungen 2023 und 2024 nicht umsetzen können. Von den ursprünglich rund 272 000 Wohneinheiten werden 53 000 weniger erneuert werden können. Von den verbleibenden wird bei einem Fünftel der Umfang der Modernisierung deutlich reduziert werden müssen. Davon ist vor allem die energetische Modernisierung betroffen.

Es habe laut GdW mehrere abrupte Förderstopps mit anschließenden Verschärfungen der Förderbedingungen gegeben. Dies habe zur Folge, dass viele Bauwillige ihre Planungen über den Haufen werfen und neu erstellen müssen. »Nicht nur die Wohnungsbauziele, sondern auch die Klimaziele werden zunehmend unerreichbar«, so Gedaschko. »Die Bundesregierung kann und muss die teils nicht selbst verschuldeten, teils aber eindeutig staatlich verursachten Fehlentwicklungen dringend mit handfesten Maßnahmen angehen.«

Die Ampel-Koaliton hatte sich vorgenommen, dass jährlich 400 000 neue Wohnungen gebaut werden. Laut GdW sind jedoch lediglich 200 000 Wohnungen möglich. Der Verband forderte zehn Sofortmaßnahmen, darunter eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes im sozialen Wohnungsbau, eine zügige Wohngeldauszahlung sowie intelligenten Klimaschutz. Aufgabe der Regierung sei es, mit einem langfristigen Förderkonzept den bezahlbaren Wohnungsbau voranzubringen. »Doch leider tut sie seit rund einem Jahr das Gegenteil«, so Gedaschko.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170098.wohnungsmangel-groesster-wohnungsmangel-seit-jahren.html