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Ľudovít Ódor in der Slowakei: Kalkulierte Zwischenlösung
Ľudovít Ódor wird neuer Regierungschef der Slowakei
Ľudovít Ódor, die bisherige Nummer zwei der slowakischen Nationalbank, war sicher genauso überrascht, als Staatspräsidentin Zuzana Čaputová ihn zum neuen Regierungschef ernannte, wie die Öffentlichkeit. Zuvor hatte der bisherige Premier Eduard Heger seinen Rücktritt eingereicht. Der längst überfällige Schritt stellt die kleine Donaurepublik dennoch vor große Probleme: In den jetzigen politischen und wirtschaftlichen Krisenzeiten braucht Bratislava eine straffe Führung. Čaputová will daher eine Expertenregierung einsetzen, als deren Chef sie den 46-Jährigen offensichtlich als geeignete Persönlichkeit ansieht.
Ódor löst den gleichaltrigen Heger ab. Während der bisherige Regierungschef nur interimsweise im Finanzsektor tätig war, ist der einer ungarischen Familie aus dem Donaustädtchen Komárno entstammende Nachfolger seit Studienende dem Bankwesen verbunden. Der an der hauptstädtischen Comenius-Universität diplomierte Mathematiker begann 1999 seine Tätigkeit als Analyst bei der slowakischen Handelsbank. Schon zwei Jahre später wechselte er zur Slowakischen Rating-Agentur, wo er sich mit makroökonomischen Prognosen der Finanzwirtschaft auseinandersetzte. Im zweiten Kabinett von Mikuláš Dzurinda war Ódor als Berater im Finanzministerium maßgeblich an der Umsetzung der Maastricht-Regeln für die Einführung des Euro beteiligt. Ebenfalls zeichnete der Finanzwirtschaftler für den Aufbau der zweiten (privaten) Säule des Rentensystems mitverantwortlich. In der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts war er mehrfach als Regierungsberater bei den jeweiligen Haushaltsaufstellungen tätig.
Seit Februar 2018 ist Ódor bis zu seiner Bestallung als »technischer Regierungschef« Vizegouverneur der slowakischen Nationalbank. Er ist parteiunabhängig und wird nicht bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 30. September kandidieren.
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