Wer böswillig urteilt – und von solchen Menschen gibt es heute leider mehr als genug – wird es als Mode abtun, als zwanghafte politische Korrektheit verdammen. Doch politische Korrektheit sollte in einer mit Steuermitteln finanzierten Institution wie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) kein vorübergehender Trend sein, sondern eine Aufgabe von Dauer. Es ist lobenswert, dass sich diese Stiftung mit kolonialen Kontexten ihrer Sammlungen beschäftigt[1].
Es ist nicht einfach nur politisch korrekt, sondern überaus vernünftig, sich dazu Sachverstand zivilgesellschaftlicher Initiativen einzuholen und einen Künstler mit ghanaischen Wurzeln kreativ die Sklaven eines Reiterstandbilds des Kurfürsten befreien zu lassen. Schließlich gehört dieses Spezialthema nicht zum Kerngeschäft der SPSG. Ihre Fachleute können und sollen nicht ausgewiesene Experten für den Kolonialismus sein. Dass sie sich des Themas trotzdem engagiert annehmen, lässt sich nicht hoch genug einschätzen. Eine marxistische Sichtweise auf Kolonialismus und Kapitalismus, das wäre noch schön gewesen, ist hier aber eindeutig zu viel verlangt.
Kerngeschäft der Stiftung ist die Bewahrung der Schlösser und Gärten, die seit dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 der Bevölkerung gehören. Die Verantwortung dafür umfasst mehr, als Touristen aus aller Welt zu deren Vergnügen im barocken Stil geschnittene Hecken und kunstvoll gearbeitete Tabakdosen zu präsentieren. Viele Jahre reihte sich die Stiftung genau damit ein in den vom damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) ziemlich kritiklos angefeuerten Preußenrummel.
Inzwischen hat ein Wandel eingesetzt. Das zeigt sich auch in den Bemühungen, einst von den Faschisten geraubte Kunst jüdischer Sammler zu identifizieren und den Erben der Opfer zu übereignen. Eingedenk dessen bewundere ich dann auch wieder gern die barocken Hecken und die kunstvollen Tabakdosen.