Wasserversorger sorgt sich um Grundwasser durch Tesla-Erweiterung

Tesla will sein Werk in Grünheide ausbauen – der regionale Wasserverband fürchtet negative Folgen für die Versorgung

  • Noah Kohn
  • Lesedauer: 3 Min.

Personenverkehr unter der Erde, selbstfahrende Autos oder ins Weltall fliegen: Elon Musk ist ein Mann, der sich gerne an die Grenzen des Machbaren heranwagt und neue Dinge ausprobiert. Und auch im brandenburgischen Grünheide will der weltmännische Unternehmer aus Südafrika seinen Horizont erweitern – genauer gesagt den seines Tesla-Werkes, um 700 mal 700 Meter. Denn Tesla plant einen Erweiterungsbau, um die Produktionskapazität seiner Elektroautos zu erhöhen. Für die Erweiterung muss der Autohersteller mehrere Anträge auf umweltrechtliche Genehmigungen beim Land Brandenburg stellen.

Das ruft den regionalen Wasserverband auf den Plan, der durch den Ausbau des Werks negative Konsequenzen für das Grundwasser in der Gegend befürchtet. Wenn der Boden versiegelt und überbaut würde, habe das Auswirkungen auf die Bildung von neuem Grundwasser, heißt es in einer Stellungnahme des Wasserverbands Strausberg-Erkner zum Ausbau. Zudem sei eine Absenkung des Grundwassers mit einer Entnahme von rund 61 000 Kubikmetern erforderlich. Die Sorge des Wasserverbands: Das Vorhaben werde direkten Einfluss auf die öffentliche Trinkwasserversorgung haben.

Erweiterungspläne sorgen für Kritik

Der Wasserverband, der Tesla jährlich 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser vertraglich zugesichert hat, hofft auf den Schutz des Wassers durch das Landesamt für Umwelt (LfU): »Der Verband vertraut auf die fach- und sachgerechte Entscheidung des LfU als Genehmigungsbehörde im Sinne der Sicherung der Trinkwasserversorgung für die 170 000 Menschen im Verbandsgebiet«, sagte Sprecherin Sandra Ponesky. Das LfU hatte letzte Woche in einer Stellungnahme von unüberwindbaren Hindernissen für eine Teilgenehmigung gesprochen, weil der geplante Neubau zum Teil in einem Wasserschutzgebiet läge.

Die Bedenken sind nicht neu. Umweltschützer kritisieren das Werk schon länger. Auch die Bauweise der geplanten Erweiterung stößt auf Kritik. So hat Tesla Pfahlgründungen beantragt, bei denen die Last des Gebäudes von Tausenden Pfählen tief im Boden getragen wird – was Umweltschützer als Gefahr für das Grundwasser ansehen.

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Tesla hingegen teilt die Sorgen um mögliche Konsequenzen durch einen Erweiterungsbau für das Grundwasser nicht. »Jegliche auf der genannten Fläche anfallenden Niederschläge werden am Standort versickert und tragen zur Grundwasserneubildung bei«, entgegnete der US-Elektroautobauer nach Angaben aus den Unterlagen zum Antrag auf umweltrechtliche Genehmigung für den Ausbau.

Im Gegenteil: Der Nadelwald, der für die neue Produktionsstätte gerodet werden soll, hätte allenfalls eine geringe Neubildung von Grundwasser erlaubt, so Tesla. Der niedergehende Regen auf dem neuen Bereich des Fabrikgeländes solle aufgefangen und vollumfänglich versickert werden. »Die Grundwasserneubildung wird dadurch gestärkt«, behauptet Tesla. Außerdem werde das Wasser, das im Produktionsprozess entsteht, durch die Umrüstung einer schon genehmigten Anlage zur Behandlung von Abwasser wiederverwendet, teilte das Unternehmen, das zuletzt auch wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Kündigungen in der Kritik stand, mit.

Tesla plant Produktionsverdopplung

Mit dem Ausbau des Werks will Tesla nun neue Arbeitsplätze schaffen – 11 000 Menschen arbeiten derzeit in der Fabrik in Grünheide, 22 500 Beschäftigte sollen es werden. Das übergeordnete Ziel: Die Verdopplung der Produktionskapazität auf eine Million Autos im Jahr, was rund 19 000 Fahrzeuge in der Woche bedeutet. Derzeit stellt das Unternehmen rund 250 000 Autos im Jahr her.

In Grünheide lernen Grenzgänger Elon Musk und sein Unternehmen Tesla dabei ganz neue Barrieren kennen: die der begrenzten Ressourcen der irdischen Natur.  mit dpa

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