nd-aktuell.de / 03.09.2023 / Berlin / Seite 1

Eisenhüttenstadt: Morddrohung gegen Linksjugend-Aktivistin Pia

Am Platz der Jugend sprühten Rechtsextreme Hakenkreuze und feindselige Schriftzüge

Lola Zeller
Neonazistische Graffiti samt Morddrohung an einer Hauswand am Platz der Jugend
Neonazistische Graffiti samt Morddrohung an einer Hauswand am Platz der Jugend

Auf dem Platz der Jugend in Eisenhüttenstadt tauchten vor wenigen Tagen großflächig neonazistische und rechtsextreme Schmierereien auf. Die Urheber*innen erklären darin ihre Feindschaft gegenüber linken und antifaschistischen Menschen und bedrohen die Sprecherin der Eisenhüttenstädter Linksjugend Solid, Pia, mit dem Tod. Die 16-jährige Aktivistin zieht sich nun vorerst aus der öffentlichen Arbeit zurück.

»Da waren Graffiti, in denen mein Tod gefordert wurde. Ich bin in Tränen ausgebrochen«, äußerte sich Pia über den X-Account (ehemals Twitter) der Linksjugend Solid Brandenburg zu den Morddrohungen. Angehängt sind zahlreiche Fotos: An eine Hauswand wurden Hakenkreuze und die Schriftzüge »Tod der Antifa«, »Free Hitler« und »Tod Pia« gesprüht, versehen mit einer Figur an einem Galgen. Weitere Parolen wie »Nazi Kiez«, »Haut ab sonst Tod« und »Pia wir kriegen dich« wurden auf dem Platz der Jugend [1]fotografiert.

Pia selbst gehe es durch die Unterstützung der Brandenburger Linksjugend und der Eisenhüttenstädter und Brandenburger Linkspartei inzwischen besser, sagt die junge Aktivistin zu »nd«. »Ich stehe nicht alleine da. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.«

Jacob, ein 15-jähriger Aktiver bei der Eisenhüttenstädter Linksjugend, sagt zu »nd«, dass man nun in der Region eine größere Sensibilisierung für die Auswirkungen solcher Morddrohungen schaffen wolle: »Es darf nicht sein, dass Jugendliche, die soziale, kulturelle oder ökologische Projekte[2] einer Stadt voranbringen und versuchen, das Leben hier direkt zu verbessern, einfach so Morddrohungen erhalten können, ohne dass es zu einem großen Aufschrei der anderen Parteien oder sonstigen Verantwortlichen der Stadt und der Region kommt.« Langfristig brauche es eine frühstmögliche Bekämpfung der Ursachen für Rechtsextremismus, damit sich »Personen nach solchen Drohungen nicht mehr zurückziehen müssen«, sondern ausreichend Unterstützung aus der Mehrheitsgesellschaft[3] erhalten.

Die Brandenburger Linksjugend fordert politische und juristische Konsequenzen für rechtsextreme Gewalttaten und weist darauf hin, dass sich unter den Graffitis auch der Schriftzug »Hier ist die AfD« befunden habe, wie auf einem Foto zu sehen ist. »Diese Partei muss endlich verboten werden«, sagt Landessprecher Anton Wiezorek in einer Pressemitteilung.

Die Polizei ermittle nun wegen der Bedrohung der 16-Jährigen und wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole, das bestätigte ein Sprecher am Samstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zum Ermittlungsstand könne man noch nichts sagen.

In einer vorherigen Version dieses Artikels hieß es, die Linksjugend-Aktivistin Pia würde sich aus allen ehrenamtlichen Tätigkeiten zurückziehen. Diese Information stimmt nicht. Pia will sich aus ihrer öffentlichen Arbeit zurückziehen, aber ihre politische Arbeit aber weiter fortführen und bleibt Sprecherin der Eisenhüttenstädter Basisgruppe der Linksjugend Solid.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173104.ostmoderne-platz-der-jugend-kein-fuer-ewig-verlorener-ort.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175679.hitzefrei-in-berlin-ausstellung-ddr-alltag-zum-anfassen.html
  3. http://www.nd-aktuell.de//www.nd-aktuell.de/artikel/1174589.rechtsextremismus-schoener-leben-ohne-nazis-jahre-kultur-und-spass-gegen-rechts.html