Die deutschen Exporte sind rückläufig, meldet das Statistische Bundesamt für den Monat Juli. Damit trifft die schwächelnde globale Wirtschaft auch verstärkt das deutsche Exportmodell[1], das über Jahrzehnte mit einer kapitalfreundlichen Wirtschaftspolitik auch auf Kosten der Reallöhne florierte. »Made in Germany« drängelte sich so mit ausgefahrenen Ellenbogen auf dem Weltmarkt in den Vordergrund. Nun schlagen die Kapitalverbände Alarm[2]: Die deutsche Wirtschaft sei international immer weniger wettbewerbsfähig, wird lamentiert. Arbeiter*innen hätten zu wenig Anreize[3], sich günstig für das Kapital zu verdingen, meint Finanzminister Christian Lindern (FDP). Sogar von Deutschland als krankem Mann Europas ist wieder die Rede – eine ideologische Wendung, die vor 20 Jahren den unter Rot-Grün forcierten Kampf gegen Arbeitslose flankierte. Kündigen die rückläufigen Exporte also den Untergang der deutschen Wirtschaft an? Das wehleidige Klagen der Wirtschaftsverbände legt diesen Schluss jedenfalls nahe. Wahrscheinlicher ist aber, dass das Kapital an einer Männergrippe leidet und mit satten Subventionen und billigen Arbeitskräften umsorgt werden will.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1176043.kommentar-kapital-mit-maennergrippe.html