Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew ließ sich am Montag von seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan zur Rückeroberung Berg-Karabachs[1] beglückwünschen. Nicht zufällig trafen sie sich in Nachitschewan, einer aserbaidschanischen Exklave mitten im armenischen Kernland. Die Landkarte zeigt, warum Armenien sich im Zangengriff fühlt: Im Westen steht der historische Feind Türkei[2], im Osten der Kriegsgegner Aserbaidschan. Die Türkei verfolgt ein langfristiges Ziel: eine sichere Landverbindung nach Aserbaidschan – und weiter über das Kaspische Meer nach Zentralasien[3], vermeintlich »natürliches« Einflussgebiet, da die Mehrheit der Menschen turksprachig ist.
Erdoğan nutzt den Pan-Turkismus für geopolitische Visionen[4]. Prompt springt ihm der Generalsekretär der Organisation der Turkstaaten zur Seite: Karabach sei »auch ein Teil der türkischen Welt«. Aserbaidschan besteht auf einem exterritorialen Korridor vom Kernland in seine Exklave Nachitschewan[5], entlang der armenisch-iranischen Grenze, und weiß dafür die türkische Armee hinter sich. Der Iran fürchtet Grenzverschiebungen. Die nächste Krise im Südkaukasus ist programmiert.