nd-aktuell.de / 25.09.2023 / Kommentare / Seite 1

Alijew und Erdoğan: Machtmenschen unter sich

Die Präsidenten Aserbaidschans und der Türkei treffen sich in Nachitschewan

Cyrus Salimi-Asl

Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew ließ sich am Montag von seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan zur Rückeroberung Berg-Karabachs[1] beglückwünschen. Nicht zufällig trafen sie sich in Nachitschewan, einer aserbaidschanischen Exklave mitten im armenischen Kernland. Die Landkarte zeigt, warum Armenien sich im Zangengriff fühlt: Im Westen steht der historische Feind Türkei[2], im Osten der Kriegsgegner Aserbaidschan. Die Türkei verfolgt ein langfristiges Ziel: eine sichere Landverbindung nach Aserbaidschan – und weiter über das Kaspische Meer nach Zentralasien[3], vermeintlich »natürliches« Einflussgebiet, da die Mehrheit der Menschen turksprachig ist.

Erdoğan nutzt den Pan-Turkismus für geopolitische Visionen[4]. Prompt springt ihm der Generalsekretär der Organisation der Turkstaaten zur Seite: Karabach sei »auch ein Teil der türkischen Welt«. Aserbaidschan besteht auf einem exterritorialen Korridor vom Kernland in seine Exklave Nachitschewan[5], entlang der armenisch-iranischen Grenze, und weiß dafür die türkische Armee hinter sich. Der Iran fürchtet Grenzverschiebungen. Die nächste Krise im Südkaukasus ist programmiert.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1176443.berg-karabach-ohnmacht-gegenueber-aserbaidschanischer-machtdemonstration.html?sstr=aserbaidschan
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163516.berg-karabach-konflikt-demonstranten-torpedieren-friedensprozess.html?sstr=aserbaidschan|cyrus
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160482.oeffnung-der-grenzen-korridor-nach-zentralasien.html?sstr=aserbaidschan|cyrus
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170510.tuerkei-immer-aufs-ganze.html?sstr=aserbaidschan|cyrus
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1176530.politik-berg-karabach-wenig-begeisterung-in-der-aserbaidschanischen-hauptstadt-baku.html?sstr=aserbaidschan